Ausstellung Heimat | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Den Ersten Weltkrieg wahrnehmen – Ausstellung im Haus der Geschichte berührt alle Sinne

Stand: 19.08.14 17:11 Uhr

Wie haben die Soldaten den ersten Weltkrieg erlebt? - Wie hört sich Krieg überhaupt an? Wie schmeckt er und wie riecht er? Diesen Fragen will die aktuelle Ausstellung im Stuttgarter Haus der Geschichte nachgehen. "Fastnacht der Hölle – der Erste Weltkrieg und die Sinne" soll den Besuchern das Kriegsgeschehen nicht nur zeigen, sondern für sie auch mit allen Sinnen erlebbar machen.

Soldaten an der ersten Weltkriegs-Front. Ihr Schicksal und das vieler anderer Soldaten, ist auch im Jahr 2014 - 100 Jahre nach Kriegsbeginn - unvergessen. Rund 17 Millionen Menschen verloren in diesem Krieg ihr Leben. Die, die den Einsatz an der Front überlebten, kehrten oftmals als körperlich versehrte und psychisch gebrochene Menschen in die Heimat zurück.

Die Ausstellung führt den Besuchern all diese Kriegsgeschehen mit Hilfe von vielen unterschiedlichen Exponaten, Fotografien und Aufzeichnungen vor Augen. Doch sie belässt es nicht dabei. Denn der Besucher soll hier die Möglichkeit bekommen, die Sinneseindrücke der Menschen im Krieg, mit seinen eigenen Sinnen zu erleben, erklärt Ausstellungsleiterin Prof. Paula Lutum-Lenger: "Wie klingt ein Schrapnell, wie klingt ein Trommelfeuer, wie klingt Granatfeuer? Einfach auch für sich selber zu probieren, zu überprüfen: hätte ich diese Töne – das war für die Soldaten überlebenswichtig – hätte ich diese Töne, auch voneinander unterscheiden können. Wie schmeckt der Krieg? - Wie schmeckt die Eiserne Ration – der Zwieback der sich in jedem Tornister eines Soldaten befunden hat".
Wie riecht der Krieg? Der eigene Geruchssinn gibt die Antwort auf diese Frage. So werden die Wahrnehmungen der Soldaten für jeden Besucher direkt erfahrbar.

Die Front war für viele Soldaten ein wahres Martyrium für ihre Sinne. Die Gewalt um sie herum und nicht zuletzt der Gestank in den Schützengräben, dem sie versuchten mit Odo-Cologne Wasser zu begegnen, belastete sie. Dazu fanden im ersten Weltkrieg erstmals Giftgase ihren Einsatz als Kampfmittel. Gasmasken boten den einzigen Schutz gegen die in Mund und Nase kriechenden Giftstoffe. Während die Soldaten an der Front in den Schützengräben lagen, kämpften und um ihr Leben fürchten mussten, hatten die Soldaten in der Etappe vor allem zwei Probleme: Die Sehnsucht nach der Heimat und: "dann spielt eben die Langeweile eine große Rolle. Und wie geht man um mit der Langeweile. Was tun sie, wenn sie sich langweilen. Und viele Soldaten haben ja, den Kriegsmüll und den Kriegsschrott verarbeitet zu Blumenvasen, zu Kerzenständern, zu Aschenbechern. Granathülsen zu Schmuckstücken verarbeitet. Die sie dann in die Heimat als Schmuckstück an ihre Lieben geschickt haben", schildert Prof. Lutum-Lenger.
Aus Langeweile entwuchs Kreativität. "Trench Art" nennen sich heute diese, von Soldaten erstellten, Kunstwerke. Eine ebenso wichtige Rolle für die Soldaten in der Etappe, spielte aber auch die Musik.

In der Heimat kamen indess schon kurz nach dem Ausbruch des Krieges die ersten verletzten Soldaten an. Mangel, Angst und Leid beherrschen den Alltag der Menschen dort. Der Kernpunkt der Ausstellung liegt darin, die Sinnesgeschichte der Menschen zu erfassen und zu vermitteln. Die Aufteilung in Front, Etappe und Heimat sei dafür entscheidend: "Der Krieg klingt, riecht und schmeckt für den Soldaten an der Front anders als für den Soldaten in der Etappe oder für die Menschen in der Heimat. Wenn ich im Schützengraben als Soldat mich befinde. Drei Meter in der Tiefe, in der Erde in der Feuchte. Da riecht es, da stinkt es nach Fäkalien. Das ist eine ganz andere Situation als Krieg riechen, beispielsweise in der Heimat", so Prof. Lutum-Lenger. 

"Fastnacht der Hölle – der Erste Weltkrieg und die Sinne" ist noch bis zum 1. März 2015 im Haus der Geschichte Baden-Württemberg seh- und erlebbar.
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