B28a in Hirschau wird blockiert | Bildquelle: RTF.1

Tübingen-Hirschau:

Anwohner wollen mit Verkehrsblockade Weiterbau der B28neu bewirken

Stand: 08.08.14 17:50 Uhr

Seit vielen Jahren wird über den Weiterbau der B28neu von Tübingen nach Rottenburg diskutiert und auch gestritten. Von der Politik kamen immer wieder Versprechungen, die Umgehungsstraße zur Entlastung der kleinen Neckartal-Gemeinden zu bauen. Trotz allem: passiert ist nichts. Und deshalb brettern weiterhin tagtäglich mehr als 15000 Fahrzeuge – davon rund 1500 LKWs - über die L371 durch den Tübinger Stadtteil Hirschau. Für die 3500 Einwohner ein untragbarer Zustand. Gegen diese wurde bisher recht erfolglos protestiert. Jetzt aber hatten sie im wahrsten Sinne des Wortes die Schnauze voll - und sperrten kurzerhand die Straße.

Punkt 16 Uhr: In Hirschau geht gar nichts mehr. Demonstranten blockieren die Straße. Die Blechlawine, die sonst hier Tag für Tag den Stadtteil durchquert, kommt zum Erliegen. Für die Hirschauer eine Genugtuung und wohl auch der letzte Ausweg, ihrem Unmut einmal öffentlichkeitswirksam kund zu tun, wie uns ein Anwohner verrät.

Das sei kein Zustand hier in Hirschau. Er wohnte hier zwei Reihen weiter und bei ihnen wackelte, wenn die LKW's hier durchführen, das Haus. Es vibrierte, es sei laut, der Lärm, der Gestank. Das sei kein Zustand. Es ginge hier überhaupt nicht mehr.

Der neuerliche Ärger richtet sich vor allem gegen die erneute Nichtberücksichtigung der B28neu bei den vom Bundesverkehrsministerium bereitgestellten Mitteln für den Straßenbau in Baden-Württemberg. Ein als weniger dringlich eingestuftes Projekt wurde einfach vorgezogen. Schon viel zu lange – so der Tenor - werde das Thema auf die lange Bank geschoben und die Anwohner vertröstet, so Richard Fridrich von der Bürgerinitiative Neckartal.

Dauernd die Versprechungen in den Wahlkämpfen. 20 Jahre belogen bis zum Geht-nicht-mehr. Das Maß sei  voll (...) Ihre Geduld sei jetzt am Ende und sie seien von der Politik dermaßen enttäuscht. Und vielleicht machten sich ja mal manche Gedanken, warum die Politikverdrossenheit im Land immer mehr zunähme. So ließe man sich nicht dauernd anlügen.

Verkehrte Rollen: Normalerweise sind es die Hirschauer, die Tag für Tag unter der unaufhörlichen Fahrzeuglawine ächzen. Gestern aber waren dann einmal die im Stau stehenden Autofahrer die Leidtragenden. Unverständnis:

Leute, wir können nichts dafür, dass hier die Straße durch die Ortschaft führt.

Wenn man hier jetzt absperrt. Was soll man damit bezwecken?

Vielleicht, dass darüber nachgedacht wird, ob nicht doch die B28 weiter gebaut werden sollte?

Das können doch wir nicht bestimmen! Sie sind einfach nur betroffen gerade? (winkt ab)

Protestieren ok. Aber wo sei die Polizei, um vielleicht zu helfen? Er wolle nicht Bundesstraße fahren. Lieber auf der Autobahn. Aber die Firma sagte: Nimm die Bundesstraße. Immer sparen. Autobahngebühr. Und die Gebühr und die Gebühr.

Wenig später war die Polizei dann aber doch vor Ort und löste die ganze Situtaion auf. Eine lohnende Aktion war es aber trotzdem – und wahrscheinlich auch nicht die letzte, wie Fridrich schon verlauten lässt.

Sie würden sich, nachdem sie jetzt wiederholt das gemacht hätten, überlegen müssen, wie sie großräumiger hier sperren müssten. Ob sie nicht gleichzeitig in Unterjesingen und in Bühl einfach alles dicht machte (...) Sie erheben sich! Sie seien das Volk! Nicht die. Denen müsse man mal sagen, dass die Politiker von ihnen lebten und nicht umgekehrt.

16 Uhr 30: Die Blockade war vorbei und die Fahrzeuge bretterten wieder völlig ungehindert durch den Ort. Ob und wann die B28neu und damit die Entlastung kommt, bleibt offen. Die Proteste aber werden weiter gehen.

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