Handschellen | Bildquelle: pixelio.de - Thorben Wengert Foto: pixelio.de - Thorben Wengert

Nach Festnahme:

Ex-Katalanen-Präsident Puigdemont erwägt Asylantrag in Deutschland

Stand: 25.03.18 17:09 Uhr

Der ehemalige katalanischen Regionalpräsident Carles Puigdemont erwägt offenbar, einen Asylantrag in Deutschland zu stellen. Er war am Sonntag bei der Einreise nach Deutschland festgenommen worden.

Puigdemont wurde am Sonntag Vormittag von der Autobahnpolizei nahe der A7 in Schleswig-Holstein gestoppt.

Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) hat die Polizei für den erfolgreichen Zugriff zur Vollstreckung des Europäischen Haftbefehls gelobt. Dies berichten die Kieler Nachrichten.

Der Zeitung zufolge hatten finnische Sicherheitsbehörden das BKA am Sonnabend über die bevorstehende Autofahrt des katalanischen Separatistenführers Carles Puigdemont in Kenntnis gesetzt. Das BKA habe daraufhin das Landeskriminalamt mit der Festnahme betraut.

An der Polizeiaktion waren neben Spezialkräften der Landespolizei auch Beamte der Bundespolizei beteiligt.

Wie die Kieler Nachrichten aus Justizkreisen weiter erfuhren, überlege der Separatistenführer jetzt einen Asylantrag in Deutschland zu stellen. "Sollte er dies tun, wird der Asylantrag wie jeder andere vom Bundesamt für Migration geprüft werden", sagte ein Ministeriumssprecher der Zeitung. Allerdings stünden die Chancen nicht gut: "Strafverfolgung beziehungsweise die Vollstreckung eines Europäischen Haftbefehls hat Vorrang vor einem Asylverfahren", so ein Sprecher. Letztlich obliege die Entscheidung aber der Generalstaatsanwaltschaft und dem BAMF.

Katalonien-Experte: Radikalisierung möglich

Im Konflikt zwischen der spanischen Zentralregierung und den Befürwortern einer Unabhängigkeit Kataloniens besteht laut Katalonien-Experte Klaus-Jürgen Nagel die Gefahr, dass sich Teile der Unabhängigkeitsbefürworter radikalisierten. "Nicht in Form einer bewaffneten Guerilla wie einst die baskische ETA", so der Professor für Politik an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona zur Tageszeitung "Neues Deutschland". "Aber die Komitees zur Verteidigung der Republik haben durchaus die Kraft, wirtschaftliches Leben lahmzulegen. Damit käme man zwar kaum der Unabhängigkeit näher, es ist aber ein denkbares Szenario." 

Nagels theoretischen Fachgebiete sind Nationalismus, Föderalismus und die Geschichte Kataloniens. Die Unabhängigkeit jetzt einfach umzusetzen, wie es beispielsweise die linke CUP fordert, sei nicht realistisch, so Nagel. Doch mit Symbolpolitik werde sich die Mehrheit der katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter auch nicht zufriedenstellen lassen.

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