Kultusministerin Susanne Eisenmann | Bildquelle: RTF.1

Albstadt:

Kultusministerin Eisenmann zum Akademisierungstrend und seinen Folgen

Stand: 25.03.18 10:24 Uhr

Immer mehr junge Leute fangen nach der Schule ein Studium an. Dadurch gibt es immer weniger Auszubildende. Das Resultat ist ein Fachkräftemangel. Die dritte Bildungskonferenz im Zollernalbkreis befasste sich am Freitag mit dem Thema Akademisierungstrend und seine Folgen. Dazu hielt Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann einen Vortrag.


Das Bildungsministerium beobachtet den Trend zur Akademisierung mit Sorge. Laut Kultusministerin Susanne Eisenmann würden berufliche und akademische Ausbildung heute nicht mehr als gleichwertig angesehen. Ein Studium sei in den Köpfen immer noch mit gesellschaftlichem Aufstieg – was ja aber nicht zwangsläufig so sei. Es sei auch immer mit mehr Geld verbunden, "was übrigens so auch nicht stimmt. Den Beweis, dass der promovierte Kulturwissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt immer mehr verdient und immer mehr gefragt ist als der Schreinermeister, den muss man mir auch erst mal noch bringen. Das sind einfach Dinge, die sich in der gesellschaftlichen Wahrnehmung verändert haben, die nicht richtig sind und deshalb muss man daran arbeiten." Konkret heißt das: das Kultusministerium hat frühzeitig mit dem Fach Wirtschaft, Berufsorientierung, Studienorientierung die berufliche Orientierung an weiterführenden Schulen eingeführt. Und die Schulen würden da natürlich dran arbeiten, gerade auch in der beruflichen Orientierung mehr Halt, mehr Anleitung, mehr Ideen zu geben, sodass die jungen Menschen später auch frei wählen können, was sie gerne machen möchten.

Schülersprecher Dave Edwards fühlt sich von der Politik nicht ganz ernst genommen. Zwar fände er es gut, dass sich die Kultusministerin überhaupt die Zeit genommen habe, sich mit den Schülern zu unterhalten, allerdings komme es ihm ein bisschen so vor, "wie etwas, das hauptsächlich gemacht wurde, damit man es in die Zeitung schreiben kann". Er hätte sich gearde bei der Diskussion gewünscht, dass sehr viel mehr Leute zu Wort kommen – aus den Reihen der Schüler, aber auch der Schulleiter und der IHK-Leute –, dass diese auch die Möglichkeit gehabt hätten, untereinander aufeinander einzugehen. Schüler würden bei der Problembehandlung zu wenig mit einbezogen. Selten werde gefragt, warum sich die Schüler für diese oder jene Ausbildung entscheiden würden. Interessant sei meist nur die Sicht von Industrie und Politik. "Die Schüler haben den Eindruck, dass wir einfach nur kanalisiert werden und dass wir in bestimmte Richtungen gedrückt werden, die wir gar nicht wollen. Da heißt es dann: 'Mach die Ausbildung, besuche die und die Uni. Lerne auf die und die Arbeit, obwohl dich der Stoff nicht interessiert.' Da wundert man sich dann, dass die Schüler sich nicht entscheiden können, welchen Beruf sie erlernen wollen, wenn ihnen ihr ganzes Leben davor eigentlich nur vorgesetzt wird, 'das ist der Stoff, den ihr lernen müsst, das ist der Stoff, den ihr in der Arbeit hinschreiben müsst, das ist der richtige Stoff und alles andere könnt ihr vergessen'." Edwards fände es für die Entscheidungsfindung besser, wenn die Schüler mehr Praktika machen dürften. Außerdem sollten nicht nur spezifisch vorgegeben Themen abgefragt, sondern vielmehr Kreativität und Selbstdenken gefördert werden.

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