Bürgerversammlung Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Konzertsaal oder Parkerweiterung? Meinung der Tübinger gespalten

Stand: 23.01.14 14:19 Uhr

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen acht Millionen Euro. Aber nur, wenn der Spender dafür ein Haus auf Ihr Grundstück baut. Ein Haus, das Sie auch mitbenutzen dürfen und das Sie ohnehin bauen wollen, wenn auch vielleicht an einer anderen Stelle des Grundstücks. Genau so geht es momentan der Stadt Tübingen: Die Karl-Schlecht-Stiftung will einen Konzertsaal finanzieren, aber die Stadt ist unschlüssig, ob sie die Spende annehmen will. Genaueres gab es gestern Abend auf einer Bürgerversammlung im Sparkassen-Carré zu erfahren.

Zwischen Wilhelmstraße und Altem Botanischen Garten stehen Betonbaracken. Die Stadt will sie schon längere Zeit weg haben. Aber was soll statt dessen hier entstehen? Eine Erweiterung des Parks oder ein neues Gebäude, ein Kultursaal? Der Stadtverwaltung liegt seit Oktober 2012 ein Angebot der Karl-Schlecht-Stiftung vor: ein Saal von etwa fünf- bis sechshundert Personen, der unmittelbar an das Museum angrenzt und der Stadt unentgeltlich für kulturelle und bürgerschaftliche Veranstaltungen zur Verfügung steht.

Die Architektur wäre 21. Jahrhundert, der Bau wäre genau so hoch wie das benachbarte denkmalgeschützte „Museum". Für viele Tübinger wäre dieser Gebäuderiegel störend für die Aufenthaltsqualität im benachbarten Park. Einigkeit herrscht allerdings in einem Punkt: Ein Konzertsaal wird auf jeden Fall gebraucht. "Sämtliche Anwesende waren der Auffassung, wir brauchen einen solchen Konzert- und Akustiksaal in der Stadt",  es gibt keinen für die Größe der Stadt und für die Breite des wirklich großartigen Angebots in der Stadt ist es sehr bedauerlich, dass wir diesen vielen Chören, Initiativen, musikalisch begabten Menschen keinen Konzertsaal zur Verfügung stellen können für Auftritte in der Stadt.

Was also tun? Parkerweiterung und Konzertsaal-Neubau an anderer Stelle, zum Beispiel am Europaplatz, dann aber komplett von der Stadt finanziert? Oder der von der Karl-Schlecht-Stiftung finanzierte Neubau am Alten Botanischen Garten, der städtebaulich wie denkmalpflegerisch auch Probleme aufwirft? Die Tübinger sind in dieser Frage gespalten. Ein Meinungsbild auf der Bürgerversammlung gestern Abend ergab: Die Hälfte ist dafür, die andere Hälfte dagegen. "Das gibt es eben in der Politik, dass es halt nicht den Königsweg gibt, den alle wollen, sondern dass man zwischen Interessen- und Meinungsgegensätzen entscheiden muss", so Palmer. Diese Aufgabe steht dem Gemeinderat jetzt bevor.

Doch vorher ist noch einmal die Stadtverwaltung am Zuge. Die Ergebnisse der Bürgerversammlung sollen ausgewertet werden. Und nach weiteren Gesprächen – unter anderem mit der Karl-Schlecht-Stiftung – will die Verwaltung für den Gemeinderat eine Beschlussvorlage erarbeiten.

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