Fugzeug von Air Berlin | Bildquelle: RTF.1

Luftfahrt:

Anfang November drohen wohl 4000 Kündigungen bei Air Berlin

Stand: 21.10.17 09:17 Uhr

In wenigen Tagen könnte die insolvente Air Berlin rund 4000 Mitarbeitern die Kündigung ausstellen, sofern es keine Transfergesellschaft gibt. Dies sagte der für die Insolvenz zuständige Generalbevollmächtigte Frank Kebekus. Die Empörung über das per Bankbürgschaft gesicherte Gehalt von Air-Berlin-Vorstandschef Thomas Winkelmann empfindet Kebekus als Heuchelei.

"Ich rechne damit, dass wir Ende Oktober, Anfang November in allen Bereichen Kündigungen ausstellen, sofern wir keine Transfergesellschaft gründen können. Wir würden dann zirka 4000 Kündigungen aussprechen." Ausgenommen davon seien 1700 Mitarbeiter, die beim Ferienflieger Niki und dem Regionalflieger Walter sind, weil diese Firmen von Lufthansa übernommen werden.

Der Düsseldorfer Anwalt drängt die Bundesregierung und die Länder in der Rheinischen Post, zu handeln: "Wir brauchen Anfang nächster Woche eine Entscheidung. Air Berlin selber kann die Transfergesellschaft nicht alleine finanzieren, also brauchen wir Hilfe von den betroffenen Ländern und vielleicht auch vom Bund. Es geht darum, dass die öffentliche Hand den Beitrag bezahlt, den wir nicht leisten können. Ich würde es extrem begrüßen, wenn wir eine solche Transferfirma anbieten können. Da könnten wir bis zu 4000 Personen ansprechen."

Scharf wies Kebekus die Theorie zurück, eine Verschwörung habe dazu geführt, der Lufthansa große Teile von Air Berlin zu geben: "Es gab keine Verschwörung. Weder Bund noch Land haben Einfluss auf den Bieterprozess genommen, obwohl ich natürlich die öffentliche Diskussion registriert habe. Fakt ist, wenn wir ein attraktiveres Angebot als von Lufthansa bekommen hätten, dann hätten wir es sicher angenommen. Dies war auch die Haltung von Thomas Winkelmann während der Gespräche. Er steht extrem loyal zu Air Berlin und will das Beste für die Belegschaft."

Mit deutlichen Worten hat der für die Insolvenz zuständige Air-Berlin-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus die Diskussion über das per Bankbürgschaft gesicherte Gehalt von Vorstandschef Thomas Winkelmann kritisiert. Die Debatte sei "an Heuchelei nicht zu überbieten und in höchstem Maße unseriös", sagte der Anwalt der "Rheinischen Post". Der Insolvenzexperte ergänzte: "Das Geld, das Herr Winkelmann erhält, belastet die Insolvenzmasse nicht, es fehlt keinem Kunden und keinem Arbeitnehmer, weil es allein vom früheren Hauptgesellschafter Etihad über eine Bankbürgschaft finanziert wurde. Ich kann nur sagen: Die Mitarbeit von Herrn Winkelmann gerade nach der Insolvenzantragstellung war extrem hilfreich und wichtig. Ohne ihn hätten wir nicht erreicht, dass wir nun Tausende Jobs sichern."Er warnte davor, dass es schwerer werde, Manager für angeschlagene Firmen zu finden: "Diese scheinheilige Diskussion könnte zu der fatalen Konsequenz führen, dass fähige Manager bei solchen Sanierungsfällen nicht mehr einsteigen. Das Opfer wären die Belegschaften solcher Unternehmen. Käme jemand auf die Idee zu sagen, dass ein Chirurg sein Gehalt nicht bekommen kann, weil eine Operation nicht gelang?"

Kebekus, der eine Anwaltskanzlei in Düsseldorf führt, sagte weiter: "Wenn Manager sich Boni zusagen lassen, die keine Leistung bringen, dann muss man das kritisieren. Aber Herr Winkelmann wurde geholt, um ein extrem angeschlagenes Unternehmen zu versuchen zu sanieren. Dann kann man ihm nicht nachträglich den Vertrag ändern. Er kämpft um jeden Job."

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