Messe "Handwerk, Energie, Zukunft" | Bildquelle: RTF.1

Region Neckar-Alb:

Werkbank statt Hörsaal: Immer mehr Abiturienten entscheiden sich für Handwerksausbildung

Stand: 17.10.17 16:43 Uhr

Abitur - und was dann? Vor dieser Fragen stehen jährlich zahlreiche Schülerinnen und Schüler. Für viele kommt nur ein Studium in Frage. Andere suchen vielleicht nach einer Ausbildung in einer Bank oder in der Industrie. Aber immer mehr Abiturienten zieht es ins Handwerk. Im Bereich der Handwerkskammer Reutlingen haben 12,7 Prozent der Azubis, die dieses Jahr angefangen haben, Abitur. Tendenz steigend. Aber was bringt junge Menschen mit Hochschulreife dazu, die Werkbank dem Hörsaal vorzuziehen? Die Antwort liefert eine Studie der Handwerkskammer Reutlingen.


Kreativität, mit den eigenen Händen etwas erschaffen, das Interesse an Materialien wie beispielsweise Lebensmitteln. Oder ein allgemeines Interesse an Technik. Viele Abiturienten sind von den Möglichkeiten fasziniert, die das Handwerk bietet.

Die Handwerkskammer Reutlingen hat die gut sechshundert Abiturientinnen und Abiturienten befragt, die in ihrem Bezirk eine Ausbildung machen. Rund hundertdreißig haben geantwortet. Das Interesse am Thema ist der am häufigsten genannte Hauptgrund. An zweiter Stelle: die Vorbereitung auf das Studium, insbesondere auf ein duales Studium. Im Handwerk sind die Abiturienten gern gesehen.  "Es ist wichtig, dass wir gut ausgebildete Leute haben, die Prozesse sehr schnell begreifen", sagte Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen.
 
Aber auch junge Menschen mit Real-, Werkreal- oder Hauptschulabschluss werden im Handwerk nach wie vor gebraucht. Denn viele Betriebe haben Nachwuchsprobleme.  "Der Facharbeitermangel macht sich sehr stark bemerkbar", so Herrmann. "Wir haben sehr viele Betriebe, die an der Obergrenze ihrer Auslastung arbeiten."
 
Drei von vier Handwerks-Azubis mit Abitur sind ins Handwerk gegangen, ohne vorher studiert zu haben. Von denjenigen, die vor der Handwerks-Ausbildung ein Studium angefangen haben, sind drei Viertel Studienabbrecher.  Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert: "Das ist für uns eine ganz wichtige Zielgruppe, weil diese jungen Menschen erkannt haben, dass die Universität, das Theorielastige nicht das richtige für sie ist, sondern das Handwerk mit den kreativen, vielseitigen Aufgaben, die man jeden Tag hat. "
 
Immerhin: Neun von zehn der Befragten sind mit ihrer Entscheidung und mit dem bisherigen Verlauf der Ausbildung zufrieden. Das sei erfreulich, so die Handwerkskammer Reutlingen – zumal immer mehr junge Abiturienten ihren Weg ins Handwerk finden.

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