Mutmaßlicher Supermarkt-Erpresser | Bildquelle: Polizei

Vor dem Haftrichter:

Mutmaßlicher Gift-Erpresser aus Ofterdingen hat gestanden

Stand: 30.09.17 21:26 Uhr

Der mutmaßliche Supermarkt-Erpresser hat vor dem Haftrichter gestanden: Bei seiner Vorführung beim Amtsgericht Ravensburg hat der in Ofterdingen im Kreis Tübingen festgenommene Mann die Vorwürfe eingeräumt. Darüber hinaus versicherte er, keine weiteren vergifteten Lebensmittel in den Handel gebracht zu haben. Er sitzt jetzt in Haft.


Trotz der Festnahme blieben die Supermärkte und Drogerien wachsam - in Speyer führte das heute zu einem Polizeieinsatz: Am Morgen fand ein Mitarbeiter eines Speyerer Drogeriemarktes im Bereich der Kassen eine mit einer Flüssigkeit gefüllte Einwegspritze. Die Mitarbeiter des Marktes legten die Spritze zur Seite und verständigen umgehend die Polizei. Der Markt wurde geschlossen und durchsucht. Weitere Spritzen wurden nicht aufgefunden. Im Auftrag der Polizei analysierte die Gefahrstoffgruppe der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen den Inhalt der Spritze. Die Analyse ergab, dass es sich bei dem Inhalt um ein Gemisch aus überwiegend Wasser und einer weiteren chemischen Substanz handelt. Die Polizei bittet deshalb alle Kunden, die zwischen Donnerstag, 28.09.2107 und Samstag, 30.09.2017, 08.45 Uhr, im Drogeriemarkt Lebensmittel gekauft haben, die Verpackung auf Beschädigungen zu überprüfen. Für einen Zusammenhang mit dem Lebensmittel-Erpresser von Friedrichshafen gibt es allerdings keine Hinweise.

Die bundesweite Erpressung verschiedener Handelskonzerne hatte am 16. September mit einer E-Mail an mehrere Handelskonzerne und weitere Adressaten, darunter auch die Polizei, begonnen. Sie endete Freitag Abend mit der vorläufigen Festnahme eines 53-jährigen Mannes in Ofterdingen im Landkreis Tübingen.

Die Ermittlungsbehörden kamen auf die Spur des dringend Tatverdächtigen, nachdem aufgrund der Öffentlichkeitsfahndung mehrere konkrete Hinweise auf die Person beim Callcenter des Polizeipräsidiums Konstanz eingegangen waren.

Insgesamt gingen bei der Polizei etwa 1.500 Anrufe und zirka 400 E-Mails ein. In den meisten Fällen handelte es sich um besorgte Bürgerinnen und Bürger, die nachfragten, worauf sie beim Einkauf von Lebensmitteln achten sollen. Allerdings konnten auch rund 300 Hinweise mit unterschiedlicher Qualität entgegengenommen werden, die priorisiert an die Sonderkommission weitergeleitet wurden.

Neben der Hinweisaufnahme beim Polizeipräsidium stand auch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg als Ansprechpartner für die Verbraucher im Umgang mit Lebensmitteln zur Verfügung.

Die konkreten Hinweise aus der Bevölkerung führten zu zielgerichteten Ermittlungs- und Überprüfungsmaßnahmen, die letztlich in der vorläufigen Festnahme des 53-Jährigen durch Spezialkräfte der Polizei des Landes Baden-Württemberg mündeten. Anschließend wurde der Tatverdächtige der Sonderkommission in Friedrichshafen überstellt.

Die Ermittler haben in seiner Wohnung Beweismittel - darunter eine giftige Substanz - gefunden und sichergestellt. Das veranlasste die Staatsanwaltschaft, beim zuständigen Amtsgericht einen Haftbefehl wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung gegen den Festgenommenen zu beantragen. Vor dem Haftrichter gestand der Mann, der zunächst schwieg.

Zu Spitzenzeiten waren in der "Besonderen Aufbauorganisation des Polizeipräsidiums" (BAO Apfel), die eigens zur Bewältigung dieser Erpresser-Lage eingerichtet wurde, weit über 200 Beamtinnen und Beamten eingesetzt.

Die Ermittlungsbehörden bedanken sich ausdrücklich für die vielen Hinweise aus der Bevölkerung, ohne deren Mithilfe, dieser rasche Ermittlungserfolg nicht möglich gewesen wäre.

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