Fußball-Randalierer | Bildquelle: RTF.1

Fußball:

Polizeigewerkschaft strikt gegen Tolerierung von Pyrotechnik in Stadien

Stand: 17.08.17 07:43 Uhr

Die Polizeigewerkschaft DPolG lehnt Pyrotechnik in Fußballstadien weiter strikt ab. Den Vorschlag von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) für Pyrotechnik in begrenzten Bereichen von Fußballstadien nennt sie leichtsinnig und undurchführbar.

In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt: "Die Kehrtwende von Niedersachsens Innenminister Pistorius, künftig vor denjenigen einzuknicken, die mit Pyrotechnik immer wieder Menschenleben in Gefahr bringen, ist abenteuerlich und unfassbar leichtsinnig." Bislang sei es allgemeiner Konsens in der Politik gewesen, Pyrotechnik innerhalb oder außerhalb der Stadien generell zu verbieten. "Dabei sollte es unbedingt auch bleiben", forderte Wendt.

Wendt kritisierte, der Minister gehe von der falschen Voraussetzung aus, dass die Störer, die Pyrotechnik bei sich tragen, zuverlässig und rechtstreu seien und man mit ihnen Verabredungen treffen könnte. Er sagte: "Minister Pistorius offenbart eine unglaubliche Fahrlässigkeit, wenn er das unterstellt."

Der Hannoveraner Fanforscher Gunter A. Pilz hat den Vorstoß des niedersächsischen Innenministers Boris Pistorius (SPD), Fans unter bestimmten Voraussetzungen das Abbrennen von Pyrotechnik in Fußballstadien zu erlauben, scharf kritisiert. Dies sei "Populismus und Wahlkampfgetöse", sagte Pilz den Neuen Westfälischen nachrichten. Es habe sich bereits vor Jahren gezeigt, dass ein kontrolliertes Abbrennen von Pyrotechnik nicht in jedem Stadion möglich sei, betonte Pilz. Den Vorschlag von DFB-Präsident Reinhard Grindel für einen Dialog mit sogenannten Ultra-Fangruppen lobte Pilz ausdrücklich. Dies mache "durchaus Sinn".

Auch der Bielefelder Gewaltforscher Andreas Zick begrüßt das Dialogangebot des DFB gegenüber Ultrafangruppen, um Ausschreitungen in den Fußballstadien einzudämmen. "Das Dialogangebot ist richtig, weil es kein einfaches Gesprächsangebot ist, sondern mit einem ersten Schritt verbunden ist, dem Verzicht auf Kollektivstrafen", sagte Zick der Zeitung. Dieses Vorgehen baue Misstrauen ab. Der Leiter des Instituts für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld verweist darauf, dass die Erfahrungen mit Gewalt in deutschen Fußballstadien lang seien.

"Insofern eröffnet sich jetzt eine neue Chance, die man angesichts der Vorgeschichte nicht vergeben darf", fordert Zick. Der neue Dialog "sollte mit professioneller und kompetenter Hilfe von außen moderiert werden". Es müsse "eine genaue Analyse her, was hinter den Konflikten steckt und wo positive Möglichkeiten der Selbstregulation liegen", so Zick.

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