Stromtankstelle | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Verpasster Umstieg auf E-Autos: Palmer warnt vor ökonomischer Katastrophe

Stand: 02.08.17 17:42 Uhr

Die deutsche Automobilindustrie, das Rückgrat der deutschen Job-Maschine wankt - nach immer neuen Meldungen, heraussickernden Erkenntnissen und angeblichen oder tatsächlichen Selbstanzeigen, die kartell-artige Strukturen zwischen den deutschen Autoriesen zum Vorschein bringen. Dabei geht es mittlerweile auch um das Ende des Verbrennungsmotors; auch, weil beim angeblich saubereren Diesel über Jahre ganz bewusst geschummelt wurde. Während in anderen Ländern längst das Aus für den alten Antrieb festgelegt wurde, meinen nicht wenige Experten: In Deutschland wird der Umstieg verschlafen. Boris Palmer warnt vor den Folgewirkungen: dem drohenden ökonomischen Abstieg einer Volkswirtschaft.


Es ist ein großer Schritt für Tübingen auf dem Umstieg zur E-Mobilität:  Die dortigen Stadtwerke haben in Kooperation mit dem Bebenhäusener Landhotel Hirsch, jetzt eine weitere, öffentliche E-Tankstelle in Betrieb genommen. Für Tübingen ein weiterer Schritt zum konsequenten Ausbau seiner  E-Auto -Infrastruktur.

Was groß ist für Tübingen, ist landes- und bundesweit betrachtet, aber nur der berühmte  Tropfen auf den heißen Stein. Von flächendeckenden Elektro-Aufladestrukturen sind Land und Bund noch weit entfernt. Der Mangel an Ladepunkten aber ist einer aktuellen Umfrage zu Folge  einer der Hauptgründe, warum viel weniger als gedacht, den Umstieg auf E-Autos wagen.

Eine verhängnisvolle Situation sei dies, so Boris Palmer, der Tübinger OB.  Man brauche die Infrastruktur für die E-Mobilität dringend. Es sei "schwer vorstellbar" ist, dass ein Gastronom wie Ernst Fischer vom Landhotel Hirsch dies finanzieren müsse. Denn eigentlich, so Palmer, "wäre das die Aufgabe der Automobilkonzerne". Die aber seien bekanntermaßen "leider mit anderen Themen beschäftigt".

Jahrelang hatten diese unerlaubt hohe Abgaswerte ihrer Motoren softwaretechnisch manipuliert. Den Konzernen drohen, wie im Fall von VW,  weitere, möglicherweise sogar existenzgefährdende Milliardenstrafen.

Was "allmählich zu Tage" komme, zeige: Die Automobilindustrie habe den Umwelt- und Gesundheitsschutz " nur als lästige Auflagen verstanden" und  stattdessen "Schummeleien und trickreiche Umgehungen technisch perfektioniert. Hätten sie sich von Anfang an ehrlich mit dem Problem auseinandergesetzt und sich um den Klimaschutz gekümmert", so Palmer, "dann hätten sie sehr viel bessere Zukunftsaussichten.

Denn jeder dritte hier gebaute Wagen wird ins Ausland exportiert. Schummeln beim Diesel, statt Klotzen für geringere Emissionen und den Umstieg zur E-Mobilität: Nicht nur Palmer fürchtet, dass am  Ende  für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer mit ihren Hunderttausenden Arbeitsplätze ein böses Erwachen steht.

"So schnell wie möglich, brauche man jetzt den Umstieg. Auch "um die Zukunft der deutschen Automobilindustrie zu retten. Es sind schon ganze ökonomische Imperien zugrunde gegangen, weil sie technische Revolutionen verschlafen haben", so Palmer.

Weiter also mit dem Diesel und dem Verbrennungsmotor oder zielgerichtet hin zur E-Mobilität oder nicht? Beim Autogipfel in Berlin könnte hier schon heute an diesem Mittwoch eine entsprechend wichtige Entscheidung fallen.

Hinweis der Redaktion: Eine frühere Version dieses Beitrages wurde versehentlich in unkorrigierter Form veröffentlicht. Wir danken für den Leserhinweis und bitten für das Versehen um Entschuldigung.

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