Es sind Momente wie diese, die sich uns unvergesslich in unsere eigene Erinnerung einbrennen – und die in ihrer Summe auch eine gemeinsame Erinnerung formen - und so also auch das kollektive Gedächtnis einer ganzen Nation. Solche gemeinsam erlebte Gefühle sind es, die Barrierren überwinden, die unterschiedlichsten Menschen, die unterschiedlichsten ethnischen Hintergründe in überschäumender Freude ganz nah zusammenbringen.
Das zeigt sich nicht nur in der optischen Mischung mit mutmaßlich sehr unterschiedlichen ethnischen Hintergründen. Ob deutsch, türkisch, arabisch, ob Europäer, Afrikaner oder Asiaten - hier ist alles vertreten. Gefeiert wird zusammen und oft tanzend Arm in Arm die da zusammen ausgelassen feiert. Das Spiel sei richtig geil gewesen, sagt uns ein junger Blonder ins Mikrofon. Ein dunkelhäutiger Mann findet die deutsche Mannschaft einfach insgesamt "eine starke Vorstellung". Ein anderer mit mediterranen Wurzeln pflichtet ihm bei, dass nämlich die deutsche Manschaft eben eine wirkliche Mannschaft sei und nicht nur eine Summe einzelner Spieler. Und die hielten zusammen. Und genau deshalb seien sie jetzt auch Weltmeister.
Doch zurück zum Anfang: ein paar hundert Meter weiter, ein paar Stunden früher: "Public Viewing" im alten Stellwerk, um 21 Uhr – gefüllt bis zum letzten Platz: Viele haben hier seit 2006 schon oft in wichtigen Spielen mit dieser immer noch jungen Nationalelf gebangt und gezittert, die in ihrer Mischung -wie auch das Publikum- irgendwie auch das junge, neue Deutschland verkörpert. Jetzt also WM-Finale gegen Argentinien. Und Chancen auf den Griff nach der Krone. Der Optimismus ist vor Spielbeginn völlig ungebrochen. Kein einziger - so das Ergebnis unserer Umfrage - zweifelt am deutschen Sieg.
Optimismus pur also. Der aber wird auf eine harte Probe gestellt. Argentinien ein schwerer, ja der sicher schwerste Gegner im Turnier - mit bombiger Defensive, das war ja bekannt. Dann aber auch – und das gab zu mannigfachen Diskussionen Anlass - mit überraschenden, blitzartigen Offensivqualitäten. Schockstarre in der 30. Minute: Tor durch Argentiniens Higuain. Dann aber doch Erleichterung: Knapp Abseits. Es bleibt beim 0:0 – und der gemeinsame Traum bleibt weiter möglich. Ein Traum bleibt dann aber auch, was nur scheinbar passiert: Höwdes köpft - kurz vor der Halbzeit - aussichtsreicht aufs gegnerische Tor. Und scheitert millimeterknapp am rechten Pfosten. Dann ist Pause. Erstaunen über die starken Argentinier. Das hatten viele so nicht erwartet.
Feierende Fans nach WM-Titelgewinn
Punkt 23 Uhr 38 - das Spiel wird abgepfiffen. Deutschland ist nach 24 Jahren wieder Weltmeister. Der Jubel im Reutlinger Stellwerk kennt jetzt keine Grenzen mehr. So, als ob sich das Mithoffen und Mitbangen vieler Jahre jetzt auf einen Schlag entlädt. Ein Hammer sei das jetzt, so einer. ein anderer kann nicht fassen, dass jetzt vier Sterne auf dem Nationaltrikot prangen. Ein anderer ruft: "Ich liebe Deutschland, ich liebe euch alle.
Feierende Fans nach WM-Titelgewinn
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