Feierende Fans nach WM-Titelgewinn | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Deutschland einig Jubelland - Fußball-WM-Finale zieht Zehntausende auf die Straßen

Stand: 14.07.14 19:28 Uhr

Rund 35 Millionen deutsche Fernsehzuschauer oder unglaubliche 86 Prozent haben gestern den Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Finale gegen Argentinien vor ihren Bildschirmen verfolgt – wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Geschaut und gefeiert wurde aber natürlich auch anderswo: Die „Public Viewings“ im Land und in den Regionen zogen Zehntausende Menschen ins Freie und auf die Straßen – wie beispielsweise in Reutlingen.

Reutlingen, heute morgen, kurz nach Mitternacht. Die Gegend um den Wandelknoten und die Karlssstraße/ Ecke Wilhelmstraße - sonst städtische Hauptverkehrsachsen - komplett von jubelnden und glücklichen Menschen in Besitz genommen. Die Anspannung bricht sich in totaler Freude Bahn, grade so, als ob sich das Sommermärchen von 2006 erst jetzt, 8 Jahre nach dem Traum von Berlin, in Brasilien real vollendet.

Es sind Momente wie diese, die sich uns unvergesslich in unsere eigene Erinnerung einbrennen – und die in ihrer Summe auch eine gemeinsame Erinnerung formen - und so also auch das kollektive Gedächtnis einer ganzen Nation. Solche gemeinsam erlebte Gefühle sind es, die Barrierren überwinden, die unterschiedlichsten Menschen, die unterschiedlichsten ethnischen Hintergründe in überschäumender Freude ganz nah zusammenbringen.

Das zeigt sich nicht nur in der optischen Mischung mit mutmaßlich sehr unterschiedlichen ethnischen Hintergründen. Ob deutsch, türkisch, arabisch, ob Europäer, Afrikaner oder Asiaten - hier ist alles vertreten. Gefeiert wird zusammen und oft tanzend Arm in Arm die da zusammen ausgelassen feiert. Das Spiel sei richtig geil gewesen, sagt uns ein junger Blonder ins Mikrofon. Ein dunkelhäutiger Mann findet die deutsche Mannschaft einfach insgesamt "eine starke Vorstellung". Ein anderer mit mediterranen Wurzeln pflichtet ihm bei, dass nämlich die deutsche  Manschaft eben eine wirkliche Mannschaft sei  und nicht nur eine Summe einzelner Spieler. Und die hielten zusammen. Und genau deshalb seien sie jetzt auch Weltmeister. 

Doch zurück zum Anfang: ein paar hundert Meter weiter, ein paar Stunden früher: "Public Viewing" im alten Stellwerk, um 21 Uhr – gefüllt bis zum letzten Platz: Viele haben hier seit 2006 schon oft in wichtigen Spielen mit dieser immer noch jungen Nationalelf gebangt und gezittert, die in ihrer Mischung  -wie auch das Publikum-  irgendwie auch das junge, neue Deutschland verkörpert. Jetzt also WM-Finale gegen Argentinien. Und Chancen auf den Griff nach der Krone. Der Optimismus ist vor Spielbeginn völlig ungebrochen. Kein einziger - so das Ergebnis unserer Umfrage - zweifelt am deutschen Sieg.

Optimismus pur also. Der aber wird auf eine harte Probe gestellt. Argentinien ein schwerer, ja der sicher schwerste Gegner im Turnier - mit bombiger Defensive, das war ja bekannt. Dann aber auch – und das gab zu mannigfachen Diskussionen Anlass - mit überraschenden, blitzartigen Offensivqualitäten. Schockstarre in der 30. Minute: Tor durch Argentiniens Higuain. Dann aber doch Erleichterung: Knapp Abseits. Es bleibt beim 0:0 – und der gemeinsame Traum bleibt weiter möglich. Ein Traum bleibt dann aber auch, was nur  scheinbar passiert: Höwdes köpft - kurz vor der Halbzeit - aussichtsreicht aufs gegnerische Tor. Und scheitert millimeterknapp am rechten Pfosten. Dann ist Pause. Erstaunen über die starken Argentinier. Das hatten viele so nicht erwartet.

 

Feierende Fans nach WM-TitelgewinnFeierende Fans nach WM-Titelgewinn

Die zweite Halbzeit dann: mittlewrweile Nacht im Stellwerk – und: ein Kampf auf Biegen und Breche. Ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, der die Spannung und das Adrenalin bei den Fans sichtlich in die Höhe treibt und harte Bewährungsprobe erforderte. Gute Chancen auf beiden Seiten. Das Spiel geht in die 30minütige Verlängerung. Und dort zeichnet sich bereits allmählich das Elfmeterschießen ab. Dann aber die 113. Minute: Der eingewechselte Götze legt sich eine hohe Flanke von Schürle volley auf den Spann und zieht ins unhaltbar ins lange Eck. 1:0 Die Spannung entlädt sich. Jubelstürme bei den Es folgen noch einmal sieben plus 2 Minuten Bangen und Zittern

 

Punkt 23 Uhr 38 - das Spiel wird abgepfiffen. Deutschland ist nach 24 Jahren wieder Weltmeister. Der Jubel im Reutlinger Stellwerk kennt jetzt keine Grenzen mehr. So, als ob sich das Mithoffen und Mitbangen vieler Jahre jetzt auf einen Schlag entlädt. Ein Hammer sei das jetzt, so einer. ein anderer kann nicht fassen, dass jetzt vier Sterne auf dem Nationaltrikot prangen. Ein anderer ruft: "Ich liebe Deutschland, ich liebe euch alle.

 

Feierende Fans nach WM-TitelgewinnFeierende Fans nach WM-Titelgewinn

Mittlerweile ist es fast Mitternacht – und die Fans zieht es jetzt weiter, zum Feiern auf die zentrale Reutlinger Fanmeile, auf der sich mittlerweile viele Tausende Fans und Feiernde zusammenfinden. Nicht nur in der Achalmstadt wird es ein Abend, der für viele noch lange in den kommenden Morgen reicht. Pure Freude sorgte für Durchhaltevermögen. Es sind Momente wie diese, die sich unvergesslich in unsere Erinnerungen einbrennen. Und die mehr sind als nur ein zusätzlicher Vierter Stern auf dem Deutschen Trikot.

 

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