Ausstellung "Aufmacher" | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Zeitreise mit Zeitschriften: Studenten organisieren Aufmacher-Ausstellung

Stand: 11.07.14 15:32 Uhr

Wer seine Zeitschrift am Kiosk verkaufen möchte, der braucht einen guten Aufmacher. Der besteht immer aus einem Titelfoto und einer Schlagzeile. Aufmacher vergangener Jahrzehnte geben Einblicke in den jeweiligen Zeitgeist und in damals aktuelle Modetrends. An der Universität Tübingen haben Studierende eine Ausstellung mit Zeitschriften-Aufmachern zusammengestellt. Ab morgen ist diese Ausstellung im Museum der Uni Tübingen auf Schloss Hohentübingen zu sehen. Dabei spannt sich der Bogen von 1906 bis 2012.

„Deutschland umarmt seine Weltmeister.“ - Zahlreiche Fußballfans erhoffen sich eine ähnliche Schlagzeile am Montag.  Doch der Aufmacher des Kicker ist schon sechzig Jahre alt. Damals, beim Wunder von Bern 1954, war Deutschland zum ersten Mal Weltmeister geworden.

Der Weg durch die Ausstellung „Aufmacher“ auf Schloss Hohentübingen ist wie eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert. Doch eines zeigt sich dabei sehr deutlich: Im Prinzip haben sich Aufmacher bis heute nicht geändert.  "Ein guter Aufmacher gehört immer ein Zeitschriften, eine schlagende Headline und ein Bildmotiv, das sich am Kiosk gegenüber anderen Zeitschriften durchsetzen kann", sagte der Kurator Frank Duerr. "Dazu gehört natürlich eine gewisse rhetorische Arbeit, weil man strategisch kommuniziert, und das muss erfolgreich getan werden. Die Redakteure sind aufgefordert, immer, jede Woche, jeden Monat zu liefern, damit der potenzielle Käufer auch zugreift. "
 
Die Jahrhundertwende stand im Zeichen des Aufbruchs. Beliebtes Motiv waren Frauen und Globen. Flug- und Bahnreisen sowie das Auto hatten die Welt klein gemacht.   Gleich geschaltet dagegen die Ästhetik in der Zeit des Nationalsozialismus. Hitler und Goebbels hatten genau vorgegeben, wie Männer und Frauen auszusehen hatten.  Dann die fünfziger Jahre. Die Zeit des Wiederaufbaus machte alles möglich. Wirtschaftswunder, Fräuleinwunder, Wunder von Bern, Wunder von Lengede – auch wenn das Wort „Wunder“ im Titel nie vorkam. 
 
Rund 20.000 Einzelhefte aus der Zeitschriftensammlung des Ludwig-Uhland-Instituts hatten die Studierenden ausgewertet und digitalisiert. Etwas mehr als hundert Aufmacher sind in der Sammlung zu sehen.  "Die Auswahl war sehr spannend", berichtet Studentin Johanna Herrmann. "Wir haben dann oftmals gesagt: Wir wollen etwas, das die Besucher auch catcht, was viele Besucher auch kennen, was einfach lustige Motive sind."
 
Teilweise freizügig, teilweise provozierend waren die Titel der sechziger und siebziger Jahre, als Sex, Drugs and Rock'n'Roll im Vordergrund standen.  Die achtziger Jahre waren die große Zeit der Umweltbewegungen,  die neunziger Jahre standen unter dem Eindruck der Wiedervereinigung,  und die zunehmende Digitalisierung ist ein Thema, das uns seit dem Millenium beschäftigt, als es auch durchaus Ängste vor einem Weltuntergang gab. 
 
Die Studierenden haben die Ausstellung komplett selbst organisiert – inklusive Pressearbeit, Ausstellungskatalog, Merchandising  und eine Video-Abteilung mit selbst gedrehten Interviews.  "Die Studierenden waren strukturiert wie ein klassisches Museum", sagte Frank Duerr. "Es gab einen Kurator durch meine Person, es gab aucher einen studentischen Projektleiter, und es gab in Arbeitsgruppen Teamleiter, die für ihre Mitarbeiter zuständig waren, insgesamt fast 50 Studierende."
 
Das Ergebnis des einjährigen Praxisseminars ist ab Sonntag auf Schloss Hohentübingen zu sehen. Die Ausstellung geht bis zum 28. September.

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