Thomas de Maizière | Bildquelle: RTF.1

Messenger:

Bundesinnenminister de Maizière will Ermittler-Zugriff auf WhatsApp

Stand: 11.06.17 08:23 Uhr

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) fordert, dass Sicherheitsbehörden auf die Kommunikation in verschlüsselten Messenger-Diensten wie WhatsApp zugreifen dürfen.

"Wir wollen, dass Messenger-Dienste eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung haben, damit die Kommunikation unbescholtener Bürger ungestört und sicher ist. Trotzdem brauchen Sicherheitsbehörden, wie bei einer SMS auch, unter bestimmten Voraussetzungen Zugriffsmöglichkeiten", sagte der Bundesinnenminister dem Berliner Tagesspiegel.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière will zudem Software zur Gesichtserkennung nutzen, um Terroristen, Gefährder und Straftäter zu fassen. "Wir haben derzeit zwar Videoüberwachung an Bahnhöfen. Wir haben aber bislang nicht die Möglichkeit, das Bild von beispielsweise einem flüchtigen Terroristen in die Software einzuspielen, so dass ein Alarm angeht, wenn er irgendwo an einem Bahnhof auftaucht"

Auch de Maizières Bayerischer Amtskollege Herrmann will zugriff auf Whatsapp. Die CSU will in einer neuen Bundesregierung gesetzlich den Zugriff der Polizei auf Whatsapp-Kommunikation ermöglichen. "Wir wissen, dass die Terroristen Whatsapp nutzen, deshalb müssen wir die gesetzliche Kontrollmöglichkeit nach der Wahl sofort angehen", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann der Rheinischen Post.

Bayerns Innenminister verwies auf den Terroranschlag von Ansbach, bei dem der Täter bis zum Schluss Anweisungen über den Kommunikationsdienst aus dem Nahen Osten erhalten habe. "Seit einem Jahr mahnen wir das bei der SPD an, geschehen ist nichts", kritisierte Herrmann.

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet kleine komplette Sicherheit

So sicher, wie viele Whatsapp-Nutzer denken, ist der beliebte Messenger-Dienst nicht. Denn: "Nur während die Inhalte gesendet werden, sind sie mit der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung speziell gesichert", erklärte IT-Experte Tobias Schrödel am Mittwochabend live bei stern TV. "Sobald die Dateien - wie Bilder, Videos, Dokumente und Sprachnachrichten - aber auf dem Android-Smartphone gespeichert werden, sind sie unverschlüsselt, und auch andere Apps haben dann darauf Zugriff", so Schrödel im Gespräch mit Steffen Hallaschka. Und dabei könnten "Whatsapp und jeder andere Anbieter, der auf der Speicherkarte Daten ablegt, das ganz leicht besser machen, indem er auch die Mediadaten verschlüsselt", sagt Schrödel.

Fehlt die Verschlüsselung, ist es nicht schwer an die vermeintlich geschützten Fotos, Videos und Sprachnachrichten zu kommen - dafür braucht es nur eine sogenannte Fake-App, weiß Tobias Schrödel. "Fake Apps sind Apps, die vorgaukeln von irgendeinem bekannten Hersteller zu sein, tatsächlich aber von einem Betrüger programmiert wurden", so Schrödel.

Für stern TV hat der IT-Experte deshalb den Test gemacht - und selbst eine App programmiert. Ihr Name: Partys München. Dann "haben wir ganz einfach auf Facebook Werbung geschaltet, und das hat dazu geführt, dass viele Leute unsere App auch geladen haben", erklärte Schrödel bei stern TV. Und: "Die Leute, die unsere Fake-App installiert haben, die bekommen zwar Partys in München angezeigt. Wir allerdings haben auch Zugriff auf ihr Handy: Wir wissen, wo sie sind, kennen die Telefonnummer, und wir haben uns einfach mal aus dem Whatsapp-Ordner Fotos heruntergeladen." Die Berechtigung, diese Bilder nutzen zu dürfen, hatten die Betroffenen der App selbst eingeräumt: Während der Installation mussten sie bestätigen, dass die App auf sämtliche Inhalte des Handys zugreifen darf.

"Viele Leute klicken dabei einfach weiter, weiter, weiter, aber das ist ein großer Fehler", warnt der stern TV-Experte. "Es lohnt sich, da mal drauf zu gucken und zu überlegen, ob die App, die ich mir gerade runterladen will, all diese Berechtigungen braucht", so Tobias Schrödel. "Dass Whatsapp einen Zugriff auf das Mikrofon hat, macht natürlich für Sprachnachrichten Sinn. Aber eine Taschenlampen-App zum Beispiel hat keine Funktion, die rechtfertigt, dass sie Zugriff auf meine Kontakte hat." Und noch einen Tipp hatte Tobias Schrödel für die stern TV-Zuschauer: "Besser Apps aus den offiziellen Stores herunterladen, denn die sind deutlich besser überprüft."

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