Meßstetten:
Kanzleramtsminister Peter Altmaier über Herausforderungen der Zukunft
Stand: 06.07.17 04:49 Uhr
Die Stadt Meßstetten hat am Freitag-Abend erstmals zum Bürgerempfang eingeladen. Hauptredner war Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Strukturwandel im ländlichen Raum, war das Thema des Bürgerempfangs. Es ging um nichts geringeres als um die politischen Herausforderungen der Zukunft.
Und die, so Bürgermeister Frank Schroft, haben Einfluss auf alle Menschen – auch im ländlichen Raum. "Zu diesen Herausforderungen gibt es keine Nischen des distanzierten Rückzuges. Sie gehen uns alle an und bieten uns gleichzeitig riesige Chancen, vor allem im ländlichen Raum.", so Schroft.
Herausforderung Nummer eins: der Klimawandel und die Energiewende. Für Peter Altmaier von zentraler Bedeutung. Allerdings: den Lebensstandard und den Wohlstand zurückzuschrauben, um das Klima zu retten, davon hält er nichts. "Und wenn wir nun Klimaschutz dadurch möglich machen würden, dass wir unseren Wohlstand, dass wir dazu beitragen, dass wir weniger Arbeitsplätze haben, dass Industrien verlagert werden, dann würde uns dieses Modell niemand anderes auf der Welt abkaufen", sagte Altmaier. "Die Chinesen und die Inder wollen wachsen, die wollen mehr Industrie, die wollen mehr Wohlstand, und deshalb: Es geht nicht um die Frage Umwelt oder Wohlstand, sondern es geht um die Frage Umwelt UND Wohlstand."
Herausforderung Nummer zwei: Digitalisierung und Automatisierung. Dabei geht es darum Identität und Eigenständigkeit zu wahren – auch wenn die Technisierung immer weiter fortschreitet und Computer und Roboter immer intelligenter werden. "Egal, was geschieht, und wenn die Maschinen zehnmal intelligenter sind als die Menschen: dann müssen wir diejenigen sein, die den Ton angeben", sagte Altmaier. "Wir werden uns nicht von Maschinen unterjochen lassen, wir werden uns nicht sagen lassen, was wir zu tun haben, wir werden uns Empfehlungen geben lassen. "
Um die Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, sei es wichtig, dass es genügend Arbeitsplätze gäbe. Denn nur dann gäbe es genügend Steuereinnahmen. In den vergangenen zwölf Jahren habe sich die Zahl der Arbeitslosen von 5 auf 2,5 Millionen reduziert. "Das ist die größte Errungenschaft überhaupt auf wirtschaftspolitischem Gebiet in den letzten Jahren, und wir dürfen nicht zulassen, dass dies durch irgendwelche sehr populären, sehr populistischen Forderungen wieder infrage gestellt und ins Gegenteil verkehrt wird", so Altmaier. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir auch in Zukunft in Deutschland ausreichend Arbeitsplätze haben. "
Aber diese Arbeitsplätze sollten gerecht verteilt werden. Auf Stadt und Land. Das Internet biete dafür Chancen, den ländlichen Raum wieder zu stärken. "Früher waren die Antiquariate in den Fußgängerzonen der großen Städte, heute sind die allermeisten und die besten Antiquariate häufig irgendwo auf dem Land, wo man in der Scheune des Großvaters die Bücher trocknet und lagert über das Internet in die ganze Welt verkauft", sagte Altmaier.
Man müsse aber auch den Schwerpunkt auf Familien setzen. Denn dort, bei den Familien mit Kindern in den unteren und mittleren Einkommensschichten, werde das Geld am meisten gebraucht. "Wenn eine junge Familie heute Wohneigentum erwerben möchte, dann ist das viel schwerer, als es das vor 30, 40 oder 50 Jahren war, als das Bauland für ein Appel und ein Ei zu haben war, als die Häuser in Nachbarschaftshilfe gebaut worden sind und als noch niemand von energetischer Dämmung gesprochen hat und das Heizöl praktisch umsonst zu haben war. "
Letzte Herausforderung: die Außenpolitik. Hier müsste Deutschland zusammen mit Frankreich alles dafür tun, dass die europäische Einigung Erfolg hätte. "Dieses Europa hat dafür gesorgt, dass seit inzwischen 60 Jahren zwischen zwei Mitgliedsländern der Europäischen Union nie auch nur ein einziger Schuss auf einen Bürger aus einem anderen Land abgefeuert worden ist und dass heute eine Generation den Ruhestand erreicht, die in ihrem ganzen Leben nie in den Krieg ziehen musste ", sagte Altmaier.
Die europäische Integration, so Altmaier sei das beste, was den Völkern dieses Kontinents je passiert sei.
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