Wurmlinger Pfingsritt | Bildquelle: RTF.1

Wurmlingen:

Alte Pfingsttradition - Pfingstritt und Umzug

Stand: 06.06.17 13:02 Uhr

Es ist eine faszinierende Tradition, die wahrscheinlich bis ins Mittelalter zurückreicht: Alle zwei Jahre schwingen sich in Wurmlingen kostümierte Reiter auf ihre Pferde. Die uralten Rituale und Aufgaben, die zu erledigen sind, bleiben bis heute dunkel und teils rätselhaft. Aber auch in diesem Jahr haben sich wieder 13 Reiter auf die Pferde geschwungen.


Der strahlende Sieger: Christoph Rebmann hat den geschmückten Pfingstmaien im Galopp erobert. Im zweiten Versuch war Rebmann siegreich und konnte somit eine lange Familientradition fortsetzen. Denn vor ihm hatten bereits sein Urgroßvater, sein Vater und zuletzt sein älterer Bruder die mit bunten Bändern und BHs geschmückte Birke vom Pferde aus ergattern können.

Und die Tradition ist es schließlich auch, die die Wurmlinger mit ihrem Pfingstritt hoch halten. Seit acht-zehn-hundert-zwei-und-fünfzig nachgewiesen, ist er einer der ältesten Pfingstbräuche in Deutschland. Doch bevor es an den eigentlichen Ritt geht, ziehen die Teilnehmer in historischen Gewändern durchs Dorf, an den Ort des Geschehens.

Damit die Figuren auch für jedermann einzuordnen sind, stellen sie sich jeweils mit einem kleinen Sprüchlein dem Publikum vor. Ihre genaue Überlieferung ist nicht letztgültig geklärt, doch sind die meisten, wie beispielsweise der Fähnrich, wohl im militärischen Umfeld des acht-zehnten Jahrunderts zu verorten. Auch der Mohrenkönig mit seinem Gefolge ist am ehesten mit den Türkenkriegen oder der traditionellen römischen Heerschau in Verbindung zu bringen.

Nicht aus diesem Millieu stammen Henker und Pfingstbutz, eine der ältesten Figuren. Der in Laub gebundene Butz verkörpert den Winter, dem der Henker mit der symbolischen Enthauptung den Gar ausmacht. Dem Sommer mit seiner Fruchtbarkeit steht nichts mehr im Wege. Die Natur kann wieder reiche Ernte und Wachstum bringen.

Trotz oder vielleicht gerade wegen all dieser vielen Rätsel, die sich um den Wurmlinger Pfingstritt ranken, erfreut sich die Traditionsveranstaltung ungebrochener Beliebtheit. Haben sich dieses Mal die Geburtzsjahrgänge neun-zehn-hundert-sieben-und-neuzig/acht-und-neunzig um den bunten Maien gestritten, sind es in zwei Jahren die jungen Männer, die neun-zehn-hundert-neun-und-neunzig und zweitausend geboren sind. Und die gleichaltrigen Mädchen werden sich wohl wieder mit dem Halten der Pfingstpredigt und der Rolle der anfeuernden Zuschauerinnen begnügen müssen – eben ganz so, wie es der Brauch will.

WERBUNG:



Seitenanzeige: