Nils Schmid bei der IHK Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen/Stuttgart:

Rund 20 000 unbesetzte Stellen bis 2030 - "Welcome Center"soll ausländische Fachkräfte her lotsen

Stand: 10.07.14 14:05 Uhr

Es ist ein Problem, dem sich auch die Region Neckar-Alb zunehmend stellen muss: Die Wirtschaft boomt, es herrscht annähernd Vollbeschäftigung. Hierdurch - und zusätzlich durch die geburtenschwachen Jahrgänge -fehlt es immer öfter an qualifizierten Fachkräften. Die IHK geht von einer Lücke bis 2030 von rund 20 000 aus. Diese Entwicklung könnte indessen nicht nur die wirtschaftliche Zukunft vor Ort gefährden. Denn ähnlich düster sieht es beispielsweise auch in der Pflege aus. Dem soll jetzt ein langfristiges Projekt der Landesregierung entgegenwirken. Sogenannte „Welcome Center“ sollen qualifizierte Menschen aus dem Ausland zu uns lotsen – und dann auch hier hier im Land halten.

Feierliche Eröffnung mit prominentem Besuch aus Stuttgart: Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid ließ es sich nicht nehmen, das landesweit mittlerweile vierte regionale „Welcome Center" zu eröffnen. Es ist bei der IHK  Reutlingen angesiedelt und soll Menschen wie  ihm helfen: Ralf Haspel, Geschäftsführer der Forma Elusoft in Dettenhausen. Er hatte in Deutschland lange vergeblich nach einem IT-Spezialisten für seinen Betrieb gesucht. Deswegen nahm er schließlich Tuchfühlung zur regionalen Standort-Agentur bei der IHK auf. Und die organisierte dann den Kontakt zu einer universitären Jobbörse im polnischen Krakau. Dort hing das Jobangebot dann aus - und generierte in Kürze viele Bewerbungen. Und zwar ohne, dass ein Mitarbeiter von Elusoft  je selbst hätte  nach Polen gehen müssen.

Erfolge wie diesen - so will es auch die Landesregierung - soll es zukünftig regelmässig und oft geben, gesichert durch ein Netz von landesweit  einmal zehn  „Welcome Centern". Deren Aufgabe ist es erst, die regionalen Bedarfeüberhaupt  fest- und später dann Kontakte zu potentiellen ausländischen Bewerbern herzustellen. "Welcome Center" seien ein notwendiges  "Tor zur Welt", so Schmid. Denn die Wirtschaft des Landes sei auf Zuzug  ausländischer Facharbeiter existentiell angewiesen.  Dieser Aussage pflichtet auch der Präsident der regionalen IHK bei. Rund 20 000 Stellen werde man bis 2030 nicht besetzen können -  wenn alles beim Alten bleibe, so Christian O. Erbe. 

Sind die neuen Mitarbeiter erst einmal gewonnen, dann kommen auf für die Mitarbeiter des Reutlinger „Welcome Centers" um Yvonne Brockhaus weitere Herausforderungen zu. Solche Herausforderungen, die sich – bei privat gestarteten Suchen - oft als nur schwer überwindbare Hürden erweisen. Das reiche von der Wohnungsssuche, über Versicherungsabschlüsse, über die Eröffnung von Bankkonten bis hin zu  Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. 

Grundängste so die Erfahrung - gebe es auf zumeist beiden Seiten: beim potentiellen neuen ausländischen Angestellten, aber auch bei dem, der ihn zukünftig beschäftigen will - Angst vor der Fremde beim einen und Angst vor dem Fremden beim anderen. Sprache sei hier natürlich ein großes Thema, so Brockhaus. Aber auch kulturelle Unterschiede oder die Anerkennung von ausländischen Leistungen und Qualifikationen. Gegenseitige Ängste, die sich in der Regel – ebenso erfahrungsgemäß – dann letztlich zumeist als unbegründet erweisen.

Positive Erfahrungen hat auch Ralf Haspel gemacht. Im Rückblick sei die Geschichte mit dem neuen IT-Spezialisten aus Polen eine Erfolgsstory. Der Mann sei voll integriert und spreche mittlerweile fließend deutsch.  Als „Tore zur Welt" sollen die Welcome Center den Weg zu noch vielen solchen positiven Erfahrungen ebnen. Bis 2014 ist die Anschubfinanzierung durch 20 000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds erst einmal gesichert.

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