Lutherzimmer der Veste Coburg | Bildquelle: Kunstsammlungen der Veste Coburg

Umbruch:

Bayerische Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" zeigt Auswirkungen der Reformation

Stand: 04.05.18 18:29 Uhr

Als Beitrag zum Reformationsjubiläum 2017 präsentiert die Bayerische Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" ein breites Panorama der Zeit um 1500: das pralle Leben auf dem Land, in der Stadt, in den Klöstern, in den Ritterburgen.

Wurde die Welt durch die Ideen und Schriften Martin Luthers verändert? Nicht die Person des Reformators steht im Mittelpunkt der Landesausstellung, sondern seine Wirkung auf das Reich, vor allem in Süddeutschland. Alle gesellschaftlichen Schichten werden in den Blick genommen: vom armen Bauern bis zum Kaiser, vom Papst bis zum Bettelmönch. Was trieb die Menschen in diesen bewegten Zeiten um, wofür lohnte es sich, mit Worten – teilweise auch mit Waffen – zu kämpfen? Kostbare und ungewöhnliche Originale aus der Zeit, Kunstwerke von Albrecht Dürer, Lucas Cranach d.Ä. und vielen anderen Meistern, lebendige und multimedial aufbereitete Inszenierungen beleuchten die sozialen, wirtschaftlichen, politischen und künstleri­schen Traditionen und Umbrüche vom späten 15. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 16. Jahr­hunderts.

Die Veste Coburg als Originalschauplatz

„Ritter, Bauern, Lutheraner" – in vielfacher Weise ist die Veste Coburg mit dem Thema verknüpft: als Landesfestung Kursachsens, als Fürstenresidenz, als Aufenthaltsort Martin Luthers und als Luthergedenkstätte. Innenräume und Außenbereiche der Veste werden so zum größten Exponat der Landesausstellung. In einem abwechslungsreichen Rundgang von der Lutherkapelle über den prächtigen gotischen Festsaal „Große Hofstube" zu den „Lutherzimmern" (siehe Bild) lernen die Besucher die bunte Vielfalt zur Zeit Luthers kennen: die bäuerlichen Lebensgrundlagen auf dem Land ebenso wie die Städte als Keimzellen für wirtschaftlichen Aufschwung und neue Ideen. Dem wachsenden Angebot des städtischen Marktes stand das ungemein vielfältige „Angebot" für das Seelenheil der Gläubigen gegenüber: fromme Stiftungen, Bettelorden und Spitäler. Im bunten Adelstheater des Turnierwesens verbanden sich prächtige Waffen und Rüstungen, Schaugepränge und ein rückwärtsgewandtes Gesellschaftsideal, während die Reichsfürsten neue Formen staatlicher Machtausübung entwickelten. Humanistisch gebildete Gelehrte träumten von einer neuen Zeit nach dem Vorbild der Antike.

95 Thesen und eine „Multimedia-Revolution"

In dieser Welt verbreitete sich ab 1518 eine revolutionäre Flugschrift: der „Sermon von ablaß und gnade", die in deutscher Sprache abgefasste Version von Luthers 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Rasch wurde die neue Lehre auch zum Thema der großen Politik, bis hin zu den Aufständen des „gemeinen Mannes", die der Reformator als Aufruhr gegen die gottgewollte Ordnung scharf angriff. Luthers Aufenthalt in Coburg 1530 und die Entstehung sowie die Auswirkungen der „Augsburger Konfession" werden ebenso zum Thema wie die „Multimedia-Revolution" der Zeit – Flugschriften, Kampflieder, Mobilisierung einer neuen Öffentlichkeit.

Was ist evangelisch, was katholisch – und wie wirkt sich das alles auf das Leben der Menschen aus? Konkrete Beispiele aus Thüringen, Franken, Altbayern und Schwaben zeigen Umsetzung und Folgen von Reformation und Gegenreformation, vom friedlichen Zusammenleben bis zum dauerhaften Streit. Abschließend geht es um Coburg als Luther-Gedenkort, um spätere Instrumentalisierungen des Reformators und schließlich um die Aktualität der Ereignisse um 1500: In welchem Bezug stehen Reformation und Freiheit? Was hat es mit dem viel zitierten Konzept der „evangelischen Freiheit" auf sich, die sich verschiedene Parteien auf die Fahnen schrieben, ohne dabei das gleiche zu meinen? Und wie sehen die heutigen Möglichkeiten von Freiheit aus?

Begleitausstellung in der Kirche St. Moriz

Neben den Kunstsammlungen der Veste Coburg gehören die Außenbereiche der Veste, der Weg in die Stadt und die evangelisch-lutherische Kirche St. Moriz mit zum Gesamterlebnis der Coburger Landesausstellung. Pünktlich zum Reformationsjubiläum können Besucher die spätgotische Hallenkirche mit dem einmaligen Herzogsgrabmal der Spätrenaissance und frühklassizistischen Einbauten des 18. Jahrhunderts in neuem Glanz kennenlernen. Der Bau wird in seinen Formen und Funktionen als lutherischer Gottesdienstraum erklärt. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Musik: vom (frommen) Kampflied bis zum Reichtum der protestantischen Kirchenmusik. Und es geht um ganz aktuelle Fragen: Welche Rolle spielt die lutherische Kirche inmitten der Stadt im heutigen Leben der Menschen? St. Moriz ist kein Museum, sondern bleibt auch während der Ausstellung Gottesdienstraum und Ort für Konzerte. Gerade die Verbindung von Ausstellung, evangelisch-lutherischem Gottesdienst und Kirchenmusik ermöglicht den Besuchern ein authentisches Erlebnis in einem der architektonisch besonders interessanten Kirchenräume Nordbayerns.

Die Bayerische Landesausstellung 2017 „Ritter, Bauern, Lutheraner" in der Veste Coburg und der Kirche St. Moriz vom 9. Mai bis 5. November 2017 zu sehen, täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr.

WERBUNG:



Seitenanzeige: