Weinlese in Metzingen | Bildquelle: RTF.1

Metzingen/Baden-Württemberg:

Ernteausfälle von bis zu 75 Prozent: Landesregierung erklärt Frostschäden zur Naturkatastrophe

Stand: 04.05.17 10:50 Uhr

Auf einen dreistelligen Millionenbetrag schätzt das Land die Schäden, die Wein- und Obstbauern durch die schweren Fröste zwischen dem 19. und 21. April entstanden sind. Bei rund 28 000 Hektar Weinbergen fallen auf rund 8000 Hektar die Ernten oft fast komplett aus. Nicht wenige der Anbauer sind in ihrer Existenz bedroht. Der Ministerrat der Landesregierung hat das Ereignis jetzt zur Naturkatastrophe erklärt.


Auf diese Weise sollen nationale Richtlinien für Hilfe greifen. Zudem wird das Land im Bundesrat einen erneuten Vorstoß zur Einführung einer verpflichtenden Elementarversicherung unternehmen. Denn aus Sicht des baden-württembergischen Umweltministeriums hat der Schaden durchaus mit der Klimaerwärmung zu tun.

Die Weinberge in Metzingen-Neuhausen im Landkreis Reutlingen. Auf rund 35 Hektar bauen rund 150 Erzeuger, zumeist im Nebenerwerb, Trauben an. Auch hier haben die Jahrhundert-Fröste böse zugeschlagen. Die dortige Weinberggenossenschaft, die rund 30 Hektar der Rebenflächen betreut, rechnet mit einem Ernteausfall von bis zu zwei Dritteln. Landesweit sind ,ersten Schätzungen der Landesregierung zu Folge, von 28 000 Hektar rund 7000 mit Ausfällen von 75 bis 100 Prozent betroffen, die Obstbauern mit 33 Prozent.

Die Verzweiflung, das weiß auch die Landesregierung, ist vor allem bei hauptberuflich Tätigen ,riesengroß. Vereinzelt stelle sich "die Situation so da, dass Bauern, Obstbauern, aber auch Winzer völlig verzweifelt sind", weil Totalschäden zu verzeichnen seien, so der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). Hauk hat am Montag eine 5 Hektar große Fläche im Taubertal besucht. Der Ernetausfall dort betrage 100 Prozent.

Beim Obst sind Kirschen und Zwetschgen sind mit 75 prozentigen Ausfällen besonders schwer betroffen. Nur die wenigsten der Betriebe sind gegen unerwartete Schäden dieser Art überhaupt oder ausreichend versichert. Ein Jahr ohne Einkommen, so Hauk,  käme dem praktisch Bankrott der Betriebe gleich.

Jetzt die Landesregierung erste Maßnahmen präsentiert. Der Ministerrat der Landesregierung hat die Fröste einer Naturkatastrophe gleichgestellt. Damit schaffe man die Grundlage, "dass eine nationale Rahmenrichtlinie  des Bundes greifen kann", so Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Dies wiederum sei die Voraussetzung, dass finanzielle Nothilfe fließen können.

Dass die Katastrophe hat nationales Ausmaß, ist unbestritten. Denn auch Bayern, Franken. Hessen , Rheinland-Pfalz und Nordheim-Westfalen sind von Ernteausfällen betroffen: Erst durch das Feststellen einer flächenübergreifenden Naturkatastrophe kann dann auch eine Soforthilfe fließen. Das Kabinett prüft zudem steuerliche Erleichterungen, Stundungen, Gewinnglättungen oder überbrückende Liquitätshilfen.Gefördert werden auch Weinberg-Rodungen und Neubepflanzung.

Ein generelles Problem ist - wie schon bei den Überschwemmungsereignissender der vergangenen Zeit  - der mangelnde Elementar-Versicherungsschutz. Kretschmann und Hauk kündigen hier einen erneuten Vorstoß im Bundesrat an. Denn der Staat könne solche Summen nicht immer tragen. Da bekäme das Land dann "wirklich ein Problem".  Zumal es sich andeute, dass extreme Wetterereignisse immer häufiger würden.

Denn Spät-Fröste dieser Art gab es, Experten zu Folge, schon früher. Dass die Schäden jetzt aber immer höher werden, hat demnach aber mit der fortschreitenden Klimaerwärmung zu tun.Der sichtbare Frühling beginne "immer früher". Heutzutage trieben die Pflanzen dadurch wesentlich früher aus. Damit werden  diese wiederum anfälliger für Frühjahrsfröste.

2012, das so ergeben linear ermittelte Daten des Umweltministeriums, hat der Frühling bereits  rund 10 Tage früher als noch vor 60 Jahren begonnen. Politisch, so Kretschmann,  müsse man deshalb alles
tun, was man könne, um die Klimaerwärmung aufzuhalten.

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