„Die große Kälte nach dem Einschlag des Asteroiden, der den Chicxulub Krater in Mexiko formte, ist ein Wendepunkt in der Erdgeschichte", sagt Julia Brugger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Leit-Autorin der jetzt in den Geophysical Research Letters erscheinenden Studie. "Wir bieten nun neue Erkenntnisse zum viel diskutierten Untergang der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit." Erstmals haben die Wissenschaftler das Phänomen mit einer besonderen Art von Computer-Simulationen untersucht, die normalerweise in anderem Zusammenhang eingesetzt werden: ein Klima-Modell, das Prozesse in Atmosphäre, Ozean und Meer-Eis koppelt. Sie knüpfen dabei an vorhandene Forschung zu den schwefelhaltigen Gasen an, die bei dem heftigen Einschlag des Asteroiden verdampften und der wesentliche Grund für das Abschirmen des Sonnenlichts und die damalige Abkühlung der Erde waren.
In den Tropen fiel die Temperatur im Jahresdurchschnitt von 27 auf 5 Grad Celsius
„Es wurde kalt, und zwar richtig kalt", erklärt Brugger. Die globale Jahresmittel-Temperatur an der Erdoberfläche fiel um mindestens 26 Grad. Die Dinosaurier waren ein Leben im warmen Klima gewöhnt. Nach dem Einschlag des Asteroiden war die Temperatur im Jahresdurchschnitt etwa drei Jahre lang unter dem Gefrierpunkt. Sogar in den Tropen sank die jährliche Mitteltemperatur von 27 auf 5 Grad Celsius. „Die langfristige Abkühlung durch die Sulfat-Aerosole war viel wichtiger für das Massensterben als der Staub, der nur vergleichsweise kurz in der Atmosphäre blieb. Und auch wichtiger als lokale Ereignisse wie die extreme Hitze in der Nähe des Einschlagortes, Waldbrände und Tsunamis", sagt Georg Feulner, der das Forschungs-Team am PIK leitet. Es dauerte rund 30 Jahre, bis das Klima sich wieder erholt hatte, so fanden die Wissenschaftler heraus.
Zusätzlich wurde die Ozeanzirkulation gestört. Das Oberflächenwasser kühlte ab, wurde deshalb dichter und damit schwerer. Während diese kühleren Wassermassen absanken, stieg wärmeres Wasser aus tieferen Schichten auf und transportierte damit Nährstoffe an die Oberfläche. Das löste wahrscheinlich eine massive Algenblüte aus, so die Forscher. Es ist vorstellbar, dass diese Algenblüte Giftstoffe erzeugte, die das Leben an den Küsten schädigten. In jedem Fall wurden die Ökosysteme im Meer schwer erschüttert, und dies trug wahrscheinlich bei zum Artensterben in den Ozeanen, etwa zum Aussterben der bekannten Ammoniten.
„Es zeigt, wie wichtig das Klima für alle Lebensformen auf unserem Planeten ist"
Die Dinosaurier, bis dahin die Herrscher der Erde, machten dem Aufstieg der Säugetiere und damit letztlich der Menschheit Platz. Die Studie zur Erdvergangenheit zeigt damit auch, dass die Erforschung zukünftiger Bedrohungen durch Asteroiden nicht allein von akademischem Interesse ist. „Es ist faszinierend zu sehen, wie die Evolution zum Teil von Zufällen wie dem Einschlag eines Asteroiden angetrieben wird. Massen-Aussterben in der Erdgeschichte zeigen, dass das Leben auf unserer Erde durchaus verletzlich ist", so Feulner. „Es veranschaulicht auch, wie wichtig das Klima für alle Lebensformen auf unserem Planeten ist. Ironischerweise ist heute die direkteste Bedrohung nicht etwa eine natürliche Abkühlung, sondern die menschgemachte Erwärmung."
Artikel: Brugger, J., Feulner, G., Petri, S. (2017): Baby, it's cold outside: Climate model simulations of the effects of the asteroid impact at the end of the Cretaceous. Geophysical Research Letters [DOI:10.1002/2016GL072241]
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