Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen hat Open Doors eine Neueinschätzung der Situation vorgenommen und die vor neun Jahren ermittelte Schätzung von weltweit rund 100 Millionen verfolgten Christen aktualisiert. Demnach sind mehr als 200 Millionen Christen einem hohen Maß an Verfolgung ausgesetzt.
Von Nordkorea bis Eritrea: Christen von Arbeitslager, Folter und Tod bedroht
Nordkorea belegt erneut den unrühmlichen ersten Rang auf dem Weltverfolgungsindex. Die etwa 300.000 Christen können unter der Herrschaft von Kim Jong Un nur im Untergrund überleben. Findet man sie, drohen ihnen Hinrichtung oder Straflager. Etwa 70.000 von ihnen sind Folter und härtester Zwangsarbeit ausgesetzt. Von Platz 4 auf 2 vorgerückt ist Somalia, wo nur einige hundert Christen muslimischer Herkunft leben. Im Falle ihrer Entdeckung müssen sie damit rechnen, auf der Stelle ermordet zu werden. Besonders hart getroffen wurde die Kirche in Pakistan, wo allein am Ostersonntag 2016 in Lahore mehr als 50 Christen bei einem gezielten Anschlag den Tod fanden. Im Sudan lässt die Regierung erneut Kirchengebäude abreißen und Christen verhaften; einigen droht die Todesstrafe. In den überwiegend von Christen bewohnten Nuba-Bergen lässt der islamistische Präsident Omar Bashir seit Jahren Bomben auf die eigene Bevölkerung abwerfen und zerstört christliche Schulen, Krankenhäuser und Kirchen. In Syrien und dem Irak lebt nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen christlichen Bevölkerung. Im kriegsgebeutelten Jemen breiten sich islamische Extremisten weiter aus. Einheimischen Christen - zumeist ehemalige Muslime - droht die Ermordung. Das Ayatollah-Regime im Iran geht weiter hart gegen die stark wachsende Anzahl der Konvertiten vor und setzt sie häufig mit Folter unter Druck, zum Islam zurückzukehren. Mehr als 90 Christen wurden 2016 verhaftet. In Eritrea sind Hunderte von Christen in Schiffscontainern und unterirdischen Verliesen eingesperrt.
Platz 1 Nordkorea
Platz 2 Somalia
Platz 3 Afghanistan
Asien: Religiös motivierter Nationalismus auf dem Vormarsch
Indien steht auf dem Weltverfolgungsindex so weit vorn wie nie zuvor (Platz 15). Unter Präsident Modi und seiner religiös-nationalistischen Bharatiya Janata Partei verprügeln Hindu-Nationalisten immer häufiger Pastoren, brennen Kirchen nieder und üben massiven Druck auf Konvertiten aus, zum Hinduismus zurückzukehren. Als Basis dient ihr Verständnis: Ein echter Inder ist Hindu. Dabei gehen die Täter als Gefolgsleute von Präsident Modi weitgehend straffrei aus. Etwa 39 der 64 Millionen Christen im Land sind betroffen, besonders auch die kastenlosen Dalits, die sich in großer Zahl dem christlichen Glauben zuwenden.
Deutlich verschlechtert hat sich auch die Lage der Christen in Laos, Bangladesch, Bhutan und Sri Lanka, überwiegend durch religiös-nationalistische Bestrebungen. Dies gilt auch für die von Präsident Erdogan hart auf islamisch-konservativen Kurs eingeschworene Türkei, die gleich um 8 Plätze von 45 auf 37 aufsteigt. Die Religionsfreiheit für Christen ist dort stark eingeschränkt.
Islamische Unterdrückung bleibt beherrschende Triebkraft für Christenverfolgung
Die meisten der 50 Länder auf dem Weltverfolgungsindex liegen im Nahen Osten und in Nordafrika. In acht der ersten zehn und in 35 der insgesamt aufgeführten 50 Länder ist islamische Unterdrückung die maßgebliche Ursache für die herrschende Christenverfolgung.
Besonders betroffen sind Christen muslimischer Herkunft, deren Zahl weltweit wächst. Laut Koran gilt der Abfall vom Islam (Apostasie) als todeswürdiges Verbrechen. Deshalb stehen Konvertiten unter besonderem Verfolgungsdruck, nicht nur seitens islamischer Geistlicher und Regierungen, sondern auch durch die Gesellschaft bis hin in die eigene Familie. Selbst traditionelle Kirchen lehnen die Aufnahme von Konvertiten in der Regel ab, da dies zu Verhaftungen der Kirchenleiter und zur Schließung der Kirche führen kann.
Appell an die Bundesregierung: Zeichen der Hoffnung setzen in der Ninive-Ebene
Nach Vertreibung des IS liegen die Ortschaften in der Ninive-Ebene rund um Mossul in Trümmern. "Die Rückkehr der vom IS vertriebenen Bevölkerung, unter der auch viele Christen waren, wäre ein weltweites Zeichen der Hoffnung", sagt Markus Rode, der geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Open Doors Deutschland. "Wir appellieren an die Bundesregierung, den Wiederaufbau der befreiten Ortschaften in der Ninive-Ebene intensiv zu unterstützen und eine Geberkonferenz ins Leben zu rufen", so Rode. Mehr als 80 % der Christen sind aus dem Irak geflohen. Open Doors ruft dazu auf, für Frieden in der Region zu beten und dafür, dass die christliche Gemeinschaft im Nahen Osten wieder erstarkt.
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