Durch den Berliner Anschlag sei „plötzlich alles anders", sagte Rose. Das Ereignis habe viele erschüttert und aus der weihnachtlichen Stimmung gerissen. „Unser Leben ist komplizierter geworden", stellte der Prälat fest. Er könne gut verstehen, dass sich viele die Welt wieder einfacher wünschten. Allerdings sei es auch vor 2000 Jahren in der Nacht von Bethlehem nicht einfach gewesen, erinnerte der Prälat. Weder für Josef und die hochschwangerer Maria, die ein Dach über dem Kopf suchten, noch für die Hirten auf dem Feld, die sich vor der Erscheinung der Engel fürchteten. Doch durch die Begegnung mit dem Kind sei „wie durch ein Wunder" die Furcht aus den Herzen der Hirten gewichen. Geheimnisse wie das von Weihnachten könnten die Welt verändern, sagte Rose, „manchmal mitten in der Nacht, wenn Gott in unser Leben eingreift, ohne dass wir damit rechnen".
Mitten in der Nacht sei auch der Gelehrte Nikodemus Jahrzehnte später dem erwachsenen Jesus begegnet, schlug Prälat Rose die Brücke zum dritten Kapitel des Johannesevangeliums, das im Zentrum seiner Predigt stand. „Wie ist das mit dem Leben? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wozu sind wir da?", diese Fragen hätten Nikodemus umgetrieben. Jesus habe ihm mit dem Satz geantwortet: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben". Diese Worte Jesu hätten den Gelehrten nicht mehr losgelassen, so der Prälat. Die Begegnung mit Jesus war für Nikodemus „ein Nachtgespräch mit Folgen".
Die Worte Jesu seien auch in die „heilige Nacht in Reutlingen, Berlin und Aleppo" gesprochen. Es seine keine harmlosen Worte, betonte Prälat Rose, sondern „Worte, die auf menschliche Schuld treffen, von der wir wissen, dass sie den Weg ins ewige Leben versperrt". „Wir können", so Rose, „die Bilder des Schreckens auch in dieser Heiligen Nacht nicht vergessen". Christen seien „in diesen wirren Zeiten" aber zu zweierlei aufgefordert: zum „Beten" und zum „Tun des Gerechten". Beten sei „nicht lächerlich, nicht harmlos oder nutzlos", war sich der Prälat sicher, „im Gegenteil: Das kann Menschen verwandeln".(Prälatur Reutlingen - Andreas Föhl)
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