Boris Palmer | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Boris Palmer: "Wir sind potenzielle Zielscheiben für Terroristen"

Stand: 21.12.16 23:21 Uhr

Mit dem Anschlag in Berlin ist der Terror in Deutschland angekommen. Aber nicht nur die Hauptstadt ist gefährdet. Das zeigen die Vorfälle in Ansbach und in Ludwigshafen. Wie also mit der permanenten Bedrohung umgehen? Vor allem in einer Stadt wie Tübingen, in der es viele stark besuchte Großveranstaltungen gibt? Oberbürgermeister Boris Palmer sagte gegenüber RTF.1, darauf müsse man sich einstellen.


Die chocolART, Deutschlands größtes Schokoladenfestival, zieht jedes Jahr zweihundertfünfzig-tausend Besucher an. Nicht nur Tübinger und Menschen aus der näheren Umgebung sondern sogar aus ganz Deutschland und aus dem Ausland. 
 
Nur wenige Tage später, am dritten Adventswochenende folgt der Weihnachtsmarkt. Ein Anschlag wie in Nizza oder Berlin hält Oberbürgermeister Boris Palmer für wenig wahrscheinlich: "Wir haben möglicherweise mit unserem Weihnachtsmarkt das „Glück“, dass die engen Gassen der Altstadt schwer vorstellbar machen, dass jemand mit einem so großen LKW wie in Berlin geschehen mit so hoher Geschwindigkeit überhaupt in so eine Gasse gelangen könnte, da würde doch in der Regel ein Haus vorher schon im Weg stehen", sagte Palmer.
 
Dennoch: Es gibt noch viele andere Großveranstaltungen in Tübingen und auch anderswo. Hier seien die Sicherheitsbehörden gefragt. Man könne aber auch technisch reagieren, so Palmer, und beispielsweise LKW gegen Diebstahl und Fremdnutzung sichern. Doch auch bei den besten Sicherungsmaßnahmen könne man Anschläge nicht ausschließen.  "Wenn wir nicht das öffentliche Leben völlig einstellen wollen und alle in den Häusern bleiben, wenn wir uns auf Plätzen und Straßen treffen möchten, dann sind wir potenzielle Zielscheiben für Terroristen", sage Boris Palmer. "Früher war das nicht so, Terrorismus dieser Art war weitgehend unbekannt, jetzt müssen wir uns darauf einstellen." 
 
Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, ist immer noch größer als das Risiko, einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen.  So rät Palmer zu mehr Gelassenheit: "Ich weiß, es ist kein Trost, aber wir haben gelernt, damit umzugehen, dass jedes Jahr 3.000 Menschen durch Verkehrsunfälle in Deutschland sterben, das akzeptieren wir als Schicksal, weil es sich nicht ganz vermeiden lässt, und selbst wenn wir alles tun sollte, um solche Unfälle zu vermeiden, dann gilt das gleiche auch für Terroranschläge: Wir müssen alles tun, um sie zu vermeiden, aber wir können uns nicht sicher sein, dass sie nicht stattfinden."
 
Das gelte es zu akzeptieren, auch wenn es nicht zu akzeptieren sei. Man könne nur das Menschenmögliche tun, um Anschläge zu verhindern. Ausschließen könne man es nicht.
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