Gekreuzigter Jesus | Bildquelle: pixabay.com

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Weihnachten 2016 im Nahen Osten: Gläubige flüchten aus der "Wiege der Christenheit" - Über 1 Million Christen geflohen

Stand: 20.12.16 11:40 Uhr

20.12.2016. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erinnert kurz vor Weihnachten an das Schicksal der Christen im Nahen Osten. "Die Gläubigen flüchten aus der "Wiege der Christenheit" vor anhaltender Gewalt, dort droht die 2000-jährige Geschichte der Christen für immer zu Ende zu gehen", sagt der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. "Vor hundert Jahren stellten die Christen noch 20 Prozent der Gesamtbevölkerung im Nahen Osten, heute sind es kaum noch drei Prozent." Im Irak sei die große Mehrheit der Christen innerhalb der vergangenen drei Jahrzehnte vertrieben worden oder geflohen: Ihre Zahl schrumpfte von 1,5 Millionen auf heute höchstens noch 300.000: "Ihre 2000-jährige Geschichte droht dort für immer zu Ende zu gehen", so die Gesellschaft für bedrohte Volker.

In Zentralsyrien sei der „Islamische Staat" (IS) wieder auf dem Vormarsch und bedrohe viele Ortschaften mit christlicher Bevölkerung zwischen Aleppo und Damaskus wie Qaryatain oder Maalula. Und auch die nur noch wenigen Christen in der Türkei gerieten durch das Wiederaufflammen des Kurdenkonfliktes und rigide Maßnahmen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zunehmend in Bedrängnis. Die einzige christliche Oberbürgermeisterin der Türkei, Februniye Akyol, wurde des Amtes enthoben. Ihre kurdischen Kollegen wurden inhaftiert.

„Terror, Gewalt und religiöse Intoleranz haben das Leben von Millionen Menschen im Nahen Osten massiv verändert", kritisiert Sido. „Christen und andere religiöse Minderheiten wie die Yeziden oder Mandäer brauchen dort staatlich garantierte und gesellschaftlich unterstützte Glaubensfreiheit, sonst können sie dort kaum überleben." Im Irak seien zwar viele mehrheitlich christliche Ortschaften in der so genannten Ninive-Ebene nördlich und östlich von der umkämpften nordirakischen Metropole Mossul vom IS befreit worden. Dennoch könnten viele Christen und Yeziden erst in ihre Dörfer zurückkehren, wenn international für ihren Schutz vor sunnitischen, aber auch vor schiitischen Radikalislamisten garantiert wird.

Die GfbV rief auch dazu auf, die beiden im April 2013 entführten Bischöfe von Aleppo nicht zu vergessen. „Das Schicksal der damals westlich der syrischen Handelsstadt nahe der türkischen Grenze verschleppten geistlichen Würdenträger der syrisch-orthodoxen und der griechisch-orthodoxen Kirche von Aleppo spiegelt die aussichtslose Lage der Christen in Syrien wider", sagte Sido. Mor Gregorius Yoanna Ibrahim und Boulos Yazigi haben sich wiederholt für ein friedliches Miteinander verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen in ihrem Land ausgesprochen. Beide haben immer wieder zu Versöhnung, Vergebung und zum Dialog aufgerufen und versucht, Wege zur Beendigung der Gewalt in Syrien aufzuzeigen. „Ihr Engagement als Vermittler, Botschafter und Kämpfer für die Menschenrechte in dem anhaltenden Bürgerkrieg muss uns allen ein Vorbild sein." (Gesellschaft für bedrohte Völker)

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