News-Schrift vor Weltkarte | Bildquelle: pixabay.com

Stuttgart :

Hallenrad-WM: Lukas Kohl enttront Titelverteidiger Niedermeier - BDR-Starter holen viermal Gold, fünfmal Silber, einmal Bronze

Stand: 05.12.16 11:13 Uhr

04.12.2016. Erster WM-Auftritt und gleich Gold: Die Hallenradsport-Weltmeisterschaft in der Stuttgarter Porsche-Arena wurde für Lukas Kohl zur Erfolgsgeschichte. Mit 199,43 Punkten bezwang der 20-Jährige aus Kirchehrenbach den Titelverteidiger und großen Topfavoriten Michael Niedermeier und holte sich nach dem Deutschen Meistertitel auch das Regenbogentrikot. Zugleich zogen die Beteiligten eine positive Bilanz: Mit 18.000 Zuschauer, also dreimal volles Haus, sei man hoch zufrieden. Man werde sich für die kommenden Jahre erneut für eine Hallenrad-WM in Stuttgart bewerben.

Kohl hatte nach dem souveränen Auftritt in der Vorrunde auch im Finale vor 6.000 Fans seine Nerven im Griff. Übung um Übung spulte er seine Kür mit Bravour ab und gab den Kommissären nur wenig Gelegenheit, Abzüge vorzunehmen. Damit legte er die Messlatte für seinen Teamkollegen, den er auch bei den nationalen Titelkämpfen bezwungen hatte, sehr hoch. Und während Niedermeier in der Vorrunde noch hatte kontern können, war im Finale der Druck zu hoch. Fünf Sekunden vor Ende seiner Kür musste der zweimalige Weltmeister aus Bruckmühl vom Rad und fiel damit deutlich hinter Kohl zurück. Der konnte anschließend sein Glück kaum fassen. „Ich bin absolut sprachlos. Mir fehlen wirklich die Worte", so Kohl.

Rang drei sicherte sich der Schweizer Yannick Martens. Der Sohn des mehrmaligen WM-Medaillenginners Hermann Martens verringerte mit der zweiten Bronzemedaille nach 2012 die Distanz im familieninternen Erfolgsrennen weiter.

Kunstrad-Bundestrainer Dieter Maute lobte, „dass die Athleten auf den Punkt fit waren, um das abzurufen, was für eine WM nötig ist. Für mich waren es sogar ruhige Titelkämpfe, weil die Sportler konzentriert und ohne Panik antraten."

Thürmer/Thürmer holen Gold

Ein Déjà-vu gab es am Sonntagnachmittag beim Blick auf das Siegerpodest im Zweier Kunstradfahren der Frauen bei den Hallenradsport-Weltmeisterschaften in Stuttgart. Exakt in derselben Reihenfolge wie im Vorjahr in Malaysa gab es Gold für Nadja und Julia Thürmer (Mainz-Finthen), Silber für Lena und Lisa Bringsken (Böhl-Iggelheim) und Bronze für das Schweizer Duo Fabienne Gamper und Rahel Nägele.

Als Letztes der vier Paare im Finale waren Julia (27) und Nadja (25) Thürmer mit einem deutlichen Punktevorsprung ins Rennen um die Titelverteidigung gegangen. Und nachdem sie in der Vorrunde durchaus den ein oder anderen Patzer hatten hinnehmen müssen, zeigten sich die Mainzerinnen im entscheidenden Durchgang in blendender Form und ließen mit 151,51 Punkten die Kontrahentinnen weit hinter sich. „Das war der schönste Moment in unserer sportlichen Karriere", freute sich Julia Thürmer nach dem Titel, und ihre Schwester Nadja ergänzte: „Das war nochmal etwas ganz anderes als beim letzten Mal."

Eine solide Kür ohne grobe Fehler brachte auch das zweite deutsche Duo auf die Fläche in der Stuttgarter Porsche-Arena. Vor 6.000 begeisterten Zuschauern ließen Lena (21) und Lisa (19) Bringsken den Finalgegnerinnen aus der Schweiz keine Chance und freuten sich zurecht über 130,17 Punkte und die erneute Silbermedaille.

Die Welle von Stuttgart – oder: Premium-Promotion: Wer da war, wird wieder kommen

Erst sagte UCI-Präsident Brian Cookson bei seinem Abschied aus Stuttgart, er werde sich einsetzen „die Faszination dieses Sports noch viel mehr Leuten zu verdeutlichen." Dann meinte Sporthilfe-Chef Dr. Michael Ilgner, es lohne sich „alles zu unternehmen", dass Hallenradsport eines Tages den Sprung zu Olympia schafft. Die Titelkämpfe in der Porsche-Arena erwiesen sich als Premium­Promotion für Kunstrad und Radball. Wer da war, wird wieder kommen – die La Ola-Welle vom Neckar kann manches bewirken.

Auch weil die BDR-Starter fast das Maximum herausholten. Viermal Gold, fünfmal Silber, einmal Bronze. Ein Ergebnis zum Verlieben. Bundestrainer Dieter Maute zeigte sich „absolut zufrieden. Denn die Sportler waren auf den Punkt topfit und konnten das abrufen, was für eine WM nötig ist." Er lobte die Konzentrationsfähigkeit der Aktiven. "Panik kam nie auf, deshalb war es für mich sogar eine ruhige WM. Und in Sachen Atmosphäre ist dies ohnehin nicht zu toppen."

Das bestätigten auch alle Sportler bei der großen Abschluss-Pressekonferenz. Stellvertretend meinte Nadja Thürmer: „Das ist das beste Pflaster für eine WM. Aufgrund der geilen Stimmung und 6000 Zuschauern." Unisono sagten alle: „Wir kommen gerne wieder." Auch die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart zog ein positives Fazit. Geschäftsführer Andreas Kroll kann sich deshalb eine erneute Bewerbung sehr wohl vorstellen. „Wir sind auch für die Zukunft wieder motiviert, uns für eine Hallenrad-WM zu bewerben. 2010 waren wir schon ganz vorne dabei. Dass es 2016 nochmals genauso atmosphärisch wurde, spricht für das Publikum. Insgesamt hatten wir 18 000 Zuschauer, dreimal ein volles Haus." (BDR)

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