Weniger Verfolgung, aber keine echte Freiheit
Seit der kubanischen Revolution 1959 hat sich der christlichen Hilfsorganisation Open Doors zufolge das politische System wenig verändert: "Das kommunistische Regime unter Fidel Castro schränkte die Religionsfreiheit massiv ein. Immer wieder wurden Christen verhaftet und misshandelt, manchmal sogar ermordet. Doch die Verfassungsreformen von 1992 führten zu einer Verbesserung der Situation. Die Christen bekamen mehr Freiheiten und die Gemeinden wuchsen. Die Verfolgung hörte indes nicht völlig auf, sondern wurde auf weniger offensichtliche Weise fortgesetzt." Auch nachdem Raúl Castro 2006 die Nachfolge seines Bruders antrat, habe sich die Lage nicht grundlegend verändert.
Gemeindearbeit eingeschränkt
Immer noch versuche der Staat, alle Bereiche der Gesellschaft zu kontrollieren: "Christen werden überwacht und bei Gottesdiensten mischen sich Informanten unter die Gottesdienstbesucher. Diese Bespitzelung verunsichert viele Christen. Manche Gemeinden, die nach dem Hurrikan „Matthew" im vergangenen Oktober humanitäre Hilfe leisten wollten, mussten die Hilfsgüter an die Behörden abgeben: Der Staat sei für die Versorgung der Bevölkerung verantwortlich. Für Gemeinden ist es auch sehr schwierig, ein Gebäude zu erwerben oder zu bauen."
Zudem gebe es kaum christliche Literatur. Durch eine Vielzahl von Gesetzen sei eine Gemeindearbeit oft nicht möglich, ohne gegen Gesetze zu verstoßen. Ein Pastor sagte gegenüber World Watch Monitor: „Die kubanische Regierung zwingt die Leute in die Illegalität. So wird man nicht wegen seines Glaubens belangt, sondern weil man ein Gesetz übertreten hat. Wenn die Behörden Maßnahmen gegen uns ergreifen, sieht das nicht wie ein Fall religiöser Diskriminierung aus, sondern wie die Ahndung eines Gesetzesverstoßes."
Kuba ist derzeit nicht auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors gelistet, das Land gehöre jedoch zum erweiterten Kreis der Länder unter Beobachtung. Fidel Castros Bruder Raúl Castro hat angekündigt, 2018 zurückzutreten. Die Gemeindeleiter hoffen Open Doors zufolge auf größere Freiheiten, sollte das kommunistische Regime enden. Doch manche befürchten auch negative Folgen. So sind einige besorgt, dass eine weitere Öffnung des Landes auch negative Einflüsse wie den westlichen Materialismus bringen könnte.
Weit mehr als 100 Millionen Christen werden Open Doors zufolge weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Open Doors ist als überkonfessionelles christliches Hilfswerk seit über 60 Jahren in rund 60 Ländern im Einsatz für verfolgte Christen. Jährlich veröffentlicht Open Doors den Weltverfolgungsindex, eine Rangliste von Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Projekte von Open Doors umfassen eigenen Angaben zufolge Hilfe zur Selbsthilfe, Ausbildung von christlichen Leitern, Engagement für Gefangene, Nothilfe und Trauma-Arbeit, die Bereitstellung von Bibeln und christlicher Literatur sowie die Unterstützung von Familien ermordeter Christen. Mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit informiert das Werk in Publikationen und mit Vorträgen über Christenverfolgung und ruft zu Gebet und Hilfe für verfolgte Christen auf. Die Arbeit von Open Doors Deutschland e.V. wird den Angaben zufolge durch Spenden finanziert. Das Werk trägt das Spendenprüfzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz. (Open Doors, World Watch Monitor).
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