Schloss Lichtenstein | Bildquelle: pixelio.de - Ingo Döring Foto: pixelio.de - Ingo Döring

Lichtenstein:

Aus für Windräder am Lichtenstein: Landratsamt lehnt Bauantrag ab

Stand: 25.11.16 19:48 Uhr

Das Landratsamt Reutlingen hat dem umstrittenen Projekt des Baus von fünf Windrädern auf dem Hochfleck und in der Sichtachse zu Schloss Lichtenstein eine Absage erteilt. Ein entsprechender Bauantrag der Firma Sowitec wurde negativ beschieden. Gegen das Projekt waren 18 500 Einwendungen eingegangen, Bürger und Bürgerinitiativen waren Sturm gelaufen. Auch das Landesdenkmalamt hatte sich eingeschaltet: das Gesamtensemble des Lichtenstein als herausragendes Denkmal des Landes zu beschädigen. Die Absage kommt im Zuge einer Debatte um eine Revision der Vorgehensweise beim Bau neuer Windräder, die für die baden-württembergischen Grünen und den grünen Umweltminister Untersteller unumgänglicher Teil der Energiewende und der weltweiten Klimaschutzziele sind.


Fünf große, fast 200 Meter hohe Windräder auf dem Hochfleck bei Sonnenbühl, gelegen in den Sichtachsen zu Schloss Lichtenstein, einem der schönsten und touristisch meistbesuchten Schlössern des Landes. Das war für viele eine völlig unannehmbare Vorstellung. Rund 18 500 Einwendungen waren bis zu einer öffentlichen Anhörung gegen die Pläne eingegangen. Im Zuge der Auseinandersetzungen hatten sich auch mehrere Bürgerinitiativen gegründet.

Am heutigen Freitag hat das Reutlinger Landratsamt jetzt dem Antrag der Firma Sowitec auf Bau eines Windparks auf den Hochfleck  per offiziellem Bescheid eine Absage erteilt. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass "dem Genehmigungsantrag Denkmalschutz rechtliche Belange entgegen stehen", so Landrat Thomas Reumann. Deshalb habe man den Antrag abgelehnt.

Das Schloss, das auf der Denkmalschutzliste des Landes als eines der anschaulichsten Beispiele für den Historismus in Deutschland steht, so das Ergebnis der Gutachten, ist mehr als nur das bloße Gebäude.Das Schloss sei "ein besonderes Kulturdenkmal, nicht nur für den Landkreis oder Württemberg, sondern bundesweit".

Das Schloss sei, das hätten Nachforschungen ergeben, von seinem Architekten als Gesamtkunstwerk geplant worden, in der die Sichtachsen und die umgebende Landschaft eine wichtige Rolle spielen. Auf diesen Umstand hatten spezifische Skizzen der Sichtbeziehungen für den Bau hingedeutet. Zu dieser Einschätzung war auch das Landesdenkmalschutzamt in einem Gutachten gekommen. Die gewollt prägende Wirkung des Schlosses gehe verloren, es drohe eine "Minimalisierung":

Eine politische Entscheidung gegen Windkraft, so Reumann, sei dies aber gleichwohl nicht: Und auch richte sich der Vorgang "nicht gegen die Energiewende". Vielmehr habe man in dem emissionsschutzrechtlichen Verfahren von Anfang an "klargestellt, dass wir uns ausschließlich auf rein rechtliche Argumente konzentrieren".

Sie sehen das anders: Ursula Mehl und Gottlob Schweikardt von der Bürgerinitiative Sonnenbühl. Sie gehören an diesem Tag zu den Gewinnern: Für sie aber geht es beim Thema neue Windräder und Windkraft durchaus  um Grundsätzliches.

Andere Gemeinden, so Ursula Mehl, hätten eben "keinen Lichtenstein". Und diese hätten es jetzt "enorm schwer, ihre berechtigten Interessen durchzusetzen". Denn außer dem Denkmalschutz habe es noch viele zusätzliche Einwendungen gegeben. Dass man beispielsweise aus  einem Gebiet, das viele Touristen grade wegen der Schönheit der Landschaft aufsuchten, "eine Art Industriegebiet mache"; nur "damit man das Pachtgeld bekommt". Ein Seitenhieb auf den leitenden Mann im dortigen Rathaussessel.

Bei den neuen Windkraftanlagen in einem Land ohne ausreichende Windstärken, so Mehl und Schweikardt überzeugt, gehe es um politische Ideologie. Und vor allem um eines: viel, viel Geld.  So habe man ihm, so sagt Schweikardt, den Kauf eines Windrads angeboten. Ihm sei keine Branche bekannt, "die in 15 Jahren 97 Prozent mehr verdient als vorher. Und zwar mit dem Strompreis, den wir alle zahlen".

Der Widerstand der Bürger vor Ort gegen Windkraftanlagen, wie der gegen die Windräder am Lichtenstein, wachse, davon sind Mehl und Schweikardt überzeugt. Das zeige auch der permanente Austausch mit anderen, vernetzten Bürgerinitiativen.

Sollte Sowitec gegen den jetzigen Bescheid Widerspruch einlegen, dann ziehe man eben auch vors Gericht.

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