Handwerkskammer Reutlingen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

"Eine Riesensauerei" - Handwerkskammer Reutlingen kritisiert EEG-Umlage

Stand: 24.11.16 16:47 Uhr

Stellen Sie sich vor, in Ihrem Haus oder in Ihrer Wohnung ist etwas kaputt. Sie lassen einen Handwerker kommen, der Ihnen den Schaden repariert. Zwei Wochen später das selbe Problem. Aber nicht weil der Handwerker gepfuscht hat, sondern weil das Material fehlerhaft war. Durch die Gewährleistungspflicht muss der Handwerker trotzdem den Schaden in Ordnung bringen - und erhält für den Aufwand kein Geld. Die Handwerkerskammer Reutlingen hat sich jetzt dafür ausgesprochen, diesen Zustand zu ändern. Die Kammer sieht die Hersteller in der Pflicht.\r\n\r\n


Malerarbeiten an einer Hausfassade. Hier müssen Handwerker nicht nur auf ihre eigene  Kompetenz vertrauen sondern auch auf die Materialien. Wäre die Farbe fehlerhaft, müsste der Maler im Zuge der Gewährleistung noch mal kommen – ein Riesen-Aufwand.  \"Den Farbkübel oder die Farbkübel bekommt er schon durch den Lieferanten oder den Hersteller ersetzt, aber wichtig ist für ihn, dass er auch den gesamten Aufwand ersetzt bekommt\", sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen Dr. Joachim Eisert.
 
Längst hat die Große Koalition reagiert, und das Gesetz befindet sich auf der Zielgeraden. Doch mit dem Gesetzesentwurf zeigt sich Eisert nur teilweise zufrieden. Der Hersteller könnte über seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen die für Handwerker günstige Rechtslage wieder aushebeln. Stattdessen, so die Forderung, sollen die schärferen Regeln, die derzeit schon Verbraucher schützen, auch auf Handwerksbetriebe ausgedehnt werden.
 
Ein weiteres Thema, das dem Handwerk auf den Nägeln brennt: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Es befreit Großverbraucher von der EEG-Umlage und damit vor höheren Stromkosten.  Im Bäckerhandwerk wird auch relativ viel Strom verbraucht. In kleinen Handwerksbetrieben reicht es allerdings nicht aus, um als Großkunde durchzugehen. So konkurrieren die regionalen Backstuben mit der Backindustrie, die von der EEG-Umlage befreit ist.  Der großindustrielle Bäcker könnte somit seine Brötchen günstiger am Markt anbieten und dem Bäcker Konkurrenz machen. \"Das finden wir nicht gerecht, und da ist unseres Achtens Handlungsbedarf da\", sagte Eisert.
 
Handlungsbedarf auch auf einem ganz anderen Feld: der Entsorgung von Styroporplatten. Seit Herbst gibt es neue Entsorgungsregeln: Styropor-Dämmstoffe gelten jetzt als gefährlicher Abfall, da sie nicht brennbar sind. In gewöhnlichen Müllverbrennungsanlagen dürfen sie nicht mehr verbrannt werden, da Rückstände übrig bleiben. Die Materialien müssen in speziell genehmigte Anlagen – mit teils horrenden Kosten. "Und unsere Betriebe wollen arbeiten, müssen arbeiten, noch vor dem Winter ein Flachdach sanieren, das Isoliermaterial soll raus", und dann würde die Entsorgung 7.000 Euro pro Tonne kosten, kritisiert Eisert.
 
In Baden-Württemberg gilt jetzt eine Zwischenlösung. Danach darf bis zu einer bestimmten Konzentration das Material verbrannt werden. Den Fassaden- und Flachdachsanierern hilft das nur wenig, da der Grenzwert dort häufig überschritten wird. Auch hier sind die Handwerkskammer Reutlingen Handlungsbedarf.
 
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