Eine Schulklasse beim Unterricht. Nicht immer läuft dieser friedlich: Vier von 100 Lehrerern geben demnach an, in den vergangenen 5 Jahren bereits selbst einmal Opfer physischer oder psychischer Gewalt durch Schüler geworden zu sein. Baden- Württemberg liegt bei der bundesweiten FORSA-Studie demnach knapp besser als der 6-prozentige Bundesschnitt.
Die allgemeine Verrohung setzte sich damit in den Schulen fort , so Gerhard Brand, stellvertender Bundes – und gleichzeitig Landesvorsitzender des Lehrerverbands Bildung und Erziehung (VBE) heute in Stuttgart:Konflikte eskalierten öfter, es kämen "härtere Mittel" ins Spiel. Autoritäten würden zunehmend nicht mehr anerkannt und "Respekt vor dem anderen" gebe es immer weniger.
Dabei verrohe nicht nur die Sprache, in Form von Beschimpfungen. Neben zunehmenden Cybermobbing im Internet gebe es auch deutlich mehr körperliche Angriffe auf die Lehrer - in Form von Tritten, An-den-Haaren-Ziehen, Beißen oder dem Bewerfen mit Gegenständen beispielsweise.Das, so Brand, beginne bereits in den unteren Klasse. So wisse er um den Vorfall einer Kollegin, die einen Viertklässler wegen dauernden Störens vor die Tür stellte.Als sie den Jungen schließlich wieder abholte, habe dieser ihr einen Tritt ins Knie und einen Schlag in den Magen versetzt.
Rund 4600 Lehrer an allgemeinbildenden Schulen sind damit selbst angegriffen worden:Generell gibt es ein Unterschiede zwischen Land und Stadt, aber auch den Schultypen. Am stärksten Betroffen: Förder- sowie Haupt- und Werkrealschulen, am wenigstens Gymnasien.
Dabei spiele ganz offensichtlich auch die Prägung durch die Eltern eine entscheidende Rolle. Man habe in Baden-Württemberg mittlerweile "ein sehr buntes Publikum an den Schulen" , "was Kulturkreise angeht". konfliktträchtig seien solche, in denen "die Rolle der Frau nicht so gesehen wird, wie wir es in Baden-Württemberg als gleichberechtigt und modern betrachten", so Brand.
Der Lehrerverband beklagt vor allem auch "mangelnde Rückendeckung" durch den Dienstherrn, das Kultusministerium. Oft würden solche Ereignisse als „zum Job gehörend" heruntergespielt.
Der VBE hat jetzt Forderungen: Gewalt gegen Lehrer dürfe kein Tabu-Thema mehr sein; es brauche die Verpflichtung, solche Ereignisse "zu dokumentieren". Auch, um die Scham vieler Lehrerinnen und Lehrer zu überwinden. Diese Daten müssten dann auch in Statistiken geführt und veröffentlicht werden, damit das Thema aus der Tabu-Zone und "der Schmuddelecke" rauskomme.
Des weiteren fordert der VBE für bessere interne Konfliktlösungen eine bessere Ausstattung der Schulen mit Schulpsychologen und Sozialarbeitern, sowie einen genau vorgeschriebenen Ablaufplan, einen Kodex, wann wie zu reagieren ist. Dazu gehöre auch die Festlegung, wann Instrumente "von außen" wie Anzeigen und die Interbention der Polizei ins Spiel kommen sollten.
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