Volkstrauertag | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Gedenken an Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft: Reutlinger OB Bosch sieht aktuelle Bezüge

Stand: 13.11.16 16:03 Uhr

Überall in der Region haben die Menschen am heutigen Volkstrauertag mit Gedenkfeiern an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in aller Welt erinnert. Der Volkstrauertag zählt zu den sogenannten "stillen Tagen" und wird in Deutschland seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen.


Rund 300 000 Deutsche und Franzosen blieben auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Gedenken an ein scheinbar nicht steigerbares Schrecken, dem der Volkstrauertag 1919 gewidmet wurde. Der Schrecken aber war steigerbar: Der Zweite Weltkrieg, von Deutschland vom Zaun gebrochen, kostete weltweit fast 65 Millionen Menschen das Leben; dazu kamen 6 Millionen Opfer der nationalsozialistischen Gewalt- und Terrorherrschaft, der Judenvernichtung, an politischen Gegnern, Behinderten, Homosexuellen- und der Vertreibungen. Wie hier auf dem Reutlinger Friedhof Unter den Linden heute, erinnert der Tag in Deutschland jetzt an die Toten zweier Weltkriege an den Fronten und in der Heimat". Und an die Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen.

Grauen, Gedenken und Mahnung, so die Reutlinger Oberbürgermeisterin Barbara Bosch in ihrer Gedenkrede, verinnerliche sich nur dem, der sich nach so vielem Friedensjahrzehnten und so wenigen verbliebenen Zeugen, hinter den bloßen Zahlen die einzelnen Menschen vorstelle.

Gerade weil den Nachgeborenen die eigene Erfahrung dieses Schreckens fehle, brauche man diesen Tag. Er erinnere daran, "dass es hier Krieg gab und dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist". Vielerorts in der Welt brauche es eine solche Erinnerung hingegen nicht, so Bosch. Denn dort seien Krieg und Gewaltherrschaft "bitterer Alltag".

Und aktuelle Bezüge zum jetzt und hier gebe es genug: Nicht zuletzt die täglichen Bilder flüchtender Menschen, machten dies klar. Rund 65 Millionen seien aktuell weltweit derzeit auf der Flucht. Und auch "hinter diesen Zahlen" steckten " menschliche Schicksale".

Die Bilder des Terrors und der sich zuspitzenden Krisen, auch in der europäischen Nachbarschaft zeigten: dass man hier in einer demokratisch geordneten, friedlichen Gesellschaft lebe, sei fragil. Das dürfe man deshalb "gar nicht hoch genug" wertschätzen. Demgegenüber seien "Hassparolen gegen Andersdenkende und Verunglimpfungen, gegen wen auch immer, Gift für ein friedliches Miteinander", das ohne Toleranz nicht gelinge. Rund 1400 Flüchtlinge, so Bosch, würden Ende 2016 in Reutlingen leben; ein Anteil von rund einem Prozent, der kein Anlass zur Sorge sei.

Der Volkstrauertag habe deshalb auch eine ganz aktuelle Botschaft: Jeder Mensch trage "Verantwortung für die Gesellschaft". Mitmenschlichkeit mache "keinen Unterschied nach Hautfarbe und Glauben". Diese "gelebte Humanität" stehe  gegen den sich verbreitenden, "menschenverachtenden Rechtspopulismus und Hassparolen". Das gelte "für das Leben in Deutschland" und müsse "auch für Deutschlands politisches Handeln in der Welt gelten", so Bosch.

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