B90/Grüne | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart/Münster:

Grünen-Einladung an Daimler-Chef Zetsche aus Parteienforscher-Sicht richtig

Stand: 12.11.16 11:27 Uhr

Der Parteienforscher Michael Lühmann hält es für richtig, dass die Grünen Daimler-Chef Dieter Zetsche zu ihrem Parteitag in Münster eingeladen haben. "Wenn man eine diskursive Partei sein und zeigen will,dass man sich im Wirtschaftsbereich auskennt, dann macht die Einladung durchaus Sinn", sagte der Sozialwissenschaftler am Göttinger Institut für Demokratieforschung der Tageszeitung "neues deutschland".

Die Grünen könnten mit Zetsche ausloten, wo man bei der Mobilitätswende zusammenkommt und wo nicht, so Lühmann. Innerhalb der Grünen ist die für Sonntag geplant Rede von Zetsche umstritten. Die Parteitags-Delegierten wollen am gleichen Tag über einen Antrag abstimmen, wonach ab 2030 in Deutschland keine Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr zugelassen werden sollen.

In Münster wollen die Grünen-Delegierten über einen Antrag des Bundesvorstandes abstimmen, wonach ab 2030 in Deutschland keine Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr zugelassen werden sollen. "Das ist ein ambitioniertes Ziel", so Niedersachsens Grünen-Vorsitzende Meta Janssen-Kucz. Es sei aber nötig, um Klimaziele zu erreichen und um die in Sachen Elektromobilität im Vergleich mit ausländischer Konkurrenz ins Hintertreffen geratene deutsche Automobilindustrie zukunftsfähig aufzustellen.

Im Vorfeld hatte es zudem Diskussionen über die Einladung des Daimler-Chefs Dieter Zetsche gegeben, der am Sonntag auf dem Parteitag eine Rede halten soll. "Wer sich zukunftsfähig aufstellen will, der muss das Gespräch suchen. Das gilt nicht nur für Autobauer, sondern auch für eine Partei wie die Grünen", verteidigte Janssen-Kucz die Einladung. Auf dem Parteitag soll zunächst darüber abgestimmt werden, ob Zetsche überhaupt sprechen soll.

Niedersachsens Grünen-Vorsitzende Meta Janssen-Kucz hat die Mitglieder ihrer Partei vor einer einseitigen Kritik an der Automobilbranche in Deutschland gewarnt. Vor dem Parteitag am Wochenende in Münster sagte Janssen-Kucz im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Es geht hier nicht nur um unsere Umwelt und das Klima, sondern auch um Zehntausende Arbeitsplätze." Wer die Abkehr vom Verbrennungsmotoren mit fossilen Kraftstoffen fordere, müsse das Gespräch mit der Branche suchen, so die Landesvorsitzende. Eine Wende hin zur Elektromobilität ließe sich nur gemeinsam mit den Herstellern vollziehen und nicht im politischen Alleingang. Die Grünen in Niedersachsen führten Gespräche mit Volkswagen und hätten damit gute Erfahrungen gemacht.

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