Operation | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Erste Gebärmutter-Transplantation in Deutschland

Stand: 10.11.16 17:00 Uhr

In Deutschland werden jedes Jahr 80 bis 100 Frauen ohne Vagina und ohne Gebärmutter, dafür aber mit Eierstöcken geboren. Diese Frauen können keinen Geschlechtsverkehr haben, und sie können keine Kinder bekommen. Bisher. Denn am Universitätsklinikum in Tübingen ist jetzt erstmals in Deutschland die Transplantation einer Gebärmutter gelungen.


Ein sichtlich stolzes Operationsteam an der Universitäts-Frauenklinik in Tübingen. Prof. Alfred Königsrainer, Prof. Sara Brucker, und Prof. Diethelm Wallwiener leiteten das multidisziplinäre Ärzteteam. Die Herausforderung bei dieser Operation: Die Gebärmutter wurde einer gesunden Spenderin entnommen und direkt danach ihrer Tochter eingefügt: "Die Gefäße sind nicht groß. Sie sind zwei bis drei Millimeter groß", sagte Prof. Sara Brucker. "Aber Sie müssen sie so sorgfältig entnehmen, dass Sie sie dann auch der Empfängerin, die parallel im Operationssaal nebenan operiert wird, einsetzen können. "
 
Bei der Operation am vierzehnten Oktober dieses Jahres hatte eine Mutter ihrer 23jährigen Tochter eine Gebärmutter gespendet, damit diese Kinder bekommen kann. Die Patientin gehört zu den etwa 9.000 Frauen in Deutschland, die Scheide und ohne Gebärmutter zur Welt gekommen sind.  "Ich kann ihnen dann sagen: Ich kann Ihnen helfen Frau zu werden, ich kann mit einem minimalinvasiven Verfahren eine Scheide anlegen, bei dem kein Partner der Welt merkt, dass es nicht von Geburt vorhanden war, aber – und das musste ich vor ein paar Jahren noch sagen: Ich kann nicht helfen, ein genetisch eigenes Kind zu bekommen. "
 
Mit der Operation hat sich das jetzt geändert – sofern die Voraussetzungen stimmen. Zur erfolgreichen Transplantation wird eine Lebendspende von einer nahen Verwandten – am besten von der Mutter – benötigt. Ob das Organ wirklich dafür geeignet ist, zeigt sich erst bei der Entnahme selbst. So konnte eine zweite Operation nicht erfolgreich zu Ende gebracht werden. Prof. Alfred Königsrainer sagte:  "Weil sich eben die Gebärmutter nicht perforieren ließ, das heißt, die Blutgefäße waren so dünn oder das Kapillarbett in der Gebärmutter war so rarifiziert, dass wir diese Perfusion nicht durchführen konnten, so dass wir dann beschlossen haben, die Transplantation nicht durchzuführen, um den Empfänger nicht zu gefährden. "
 
Ob die Transplantation erfolgreich war, wird sich erst nach der Schwangerschaft zeigen. Die kann aber erst in einem Jahr beginnen. Nach eins bis zwei Schwangerschaften wird dann die Gebärmutter wieder entfernt. Dann muss die Patientin auch keine Medikamente mehr nehmen.
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