"Um 8 Uhr früh beginnt ein heftiges Trommelfeuer auf unsere Gräben." Ein Eintrag in das Feldtagebuch von Walter Kleinfeldt, mit dem er das soeben mit der Kamera dokumentierte in Worte fasst.
Mit nicht einmal 16 Jahren meldete sich der Reutlinger Kleinfeldt im Frühjahr 1915 freiwillig an die nordfranzösische Front. Dort erlebte er einen monatelangen Grabenkrieg. Immer mit dabei: seine Kamera. Für den Fotohistoriker Ulrich Hägele ein bemerkendwertes Talent.
Und er hätte dann gleich einen Fotoapparat gehabt an der Front. Und hätte seine Erfahrungen, seine Erlebnisse, seine Fronterlebnisse aufgenommen (...) Die Bilder seien ganz professionell gemacht. Wirklich außergewöhnlich für einen sogenannten Knipserfotografen, für einen Amateur. Das müsse man sich mal vorstellen. Mit 16 hätte der schon einen Blick für den richtigen Augenblick. Er könne die Momente einfangen. Er kenne das Format, er wüsste ganz genau, wie er die Sache aufnehmen müsste
Die einzigartigen Fotografien sind von jetzt an im Heimatmuseum ausgestellt. Dabei gibt es drei Schwerpunkte. Den Alltag in den Schützengräben, Kriegsgerät und Tod und Zerstörung. Für das Zustandekommen der Ausstellung ist auch Volkmar Kleinfeldt verantwortlich, Walter's Sohn.
In diesen zwei Jahren, die er sich jetzt mit diesem Thema befasst hätte, sei ihm sein Vater sehr viel näher gekommen. Er hätte ihn ja mit zehn Jahren kaum kennenlernen können. Es sei jetzt einfach eine andere Verbindung jetzt da zu seinem Vater (...) Das ließe einen natürlich nicht ganz kalt.
Kleinfeldt hat seine Bilder vor Ort an der Front belichtet und dann seiner Mutter zum Entwickeln nach Hause nach Reutlingen geschickt. Am Ende ist Kleinfeldt einer der wenigen Überlebenden aus dem Königlich Württembergischen Feldartillerie-Regiment Nr. 13. Auch der Leiter des Heimatmuseums, Werner Ströbele, ist Kleinfeldt ein Stück Reutlingen.
Der erste Weltkrieg wäre einfach ein weltweit bewegendes Thema. Und jetzt hätten sie so einen lokalen Zugang, und das sei ja auch ein Stück weit ein Glücksfall. Und man täte gut daran, sich mit dem Thema zu beschäftigen, weil es ja noch gar nicht so lang her sei. Sie hätten vorhin ja auch gehört: es gäbe noch Zeitzeugen, irgendwo sei es noch nicht so lang her, und trotzdem hätte es die Welt verändert. Und man täte gut daran, auch die Welt weiter zu verändern, aber zum Besseren zu verändern.
Walter Kleinfeldt stirbt am Ende des zweiten Weltkrieges – am 24. April 1945 im Schönbuch nach französischem Beschuss. Seine Erbe an seine Nachwelt – seine Kriegsfotografien – sind von heute an noch für gut zwei Monate im Heimatmuseum in Reutlingen zu sehen.
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