Azubigipfel | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Ein Tag Europa-Abgeordnete

Stand: 04.11.16 16:18 Uhr

Wie würden Verwaltungs-Azubis aus der Region Neckar-Alb entscheiden, wenn sie in Straßburg und Brüssel über europäische Themen verhandeln dürften? Beispielsweise über die Frage, wie Flüchtlinge auf die Länder der Europäischen Union verteilt werden sollen? Im Reutlinger Rathaus schlüpften Azubis der Stadtverwaltungen von Reutlingen, Tübingen und Mössingen sowie der Landratsämter von Reutlingen, Tübingen und dem Zollernalbkreis in die Rolle von Europapolitikern. Im Europäischen Rat, im Parlament und in der Kommission durften und sollten die Azubis hart verhandeln.


Der Große Sitzungssaal im Reutlinger Rathaus hatte sich für einen Tag ins Europäische Parlament verwandelt. Und in Rat und Kommission dazu. Die Azubis blieben auch während der Pressekonferenz am Nachmittag in ihren Rollen und gaben ihre Kommentare zum Verhandlungsergebnis ab. Und die entsprach nicht unbedingt der persönlichen Meinung der Azubis. Das Ergebnis bestimmte, dass der Königsteiner Schlüssel auf die europäische Ebene übertragen wird. Der Königsteiner Schlüssel regelt in Deutschland, wie die Asylbewerber auf die einzelnen Bundesländer verteilt werden.

 

Eine Meinung vertreten, die nicht die eigene ist – und dafür zu werben. Für die Azubis eine besondere Herausforderung, aber auch eine lehrreiche Erfahrung. Doch das alles ist nicht nur Spiel. Für Bürgermeister Alexander Kreher gehört der Umgang mit Europa zum Alltag in den kommunalen Verwaltungen. Es gelte sicherzustellen, dass Europa auch tagtäglich in den Verwaltungen stattfinde. Es genüge nicht mehr, nur zu schauen, was die Nachbargemeinde tue.

Dass Europa mehr ist als Gurkennorm oder Glühbirnenverbot, betonte die Europaabgeordnete Maria Heubuch von Bündnis neunzig / Die Grünen. Der EU sei es zu verdanken, dass auf dem Kontinent Frieden herrsche. Sie habe in ihrer Kindheit beispielsweise im Elsass in der Kneipe aufgrund alter Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich die Menschen noch als sehr unfreundlich erlebt. Das finde man so heutzutage überhaupt nicht mehr.

Angesichts des Brexits und einer großen Uneinigkeit in der Flüchtlingsfrage sei die EU gerade in diesen komplizierten Zeiten unter Druck. Um so wichtiger sei es, für Europa zu werben. Aber es sei nicht einfach. Die Rechtspopulisten instrumentalisierten die Ängste der Menschen und böten einfache Antworten auf komplizierte Probleme. Das Leben der Menschen sei ohnehin schon kompliziert genug. Da käme ihnen dies gerade recht.

Das Planspiel Europa hatten die beteiligten Verwaltungen gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung organisiert.

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