Gottesdienst | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

500 Jahre Reformation: Wie sie in Tübingen lief und welche Veranstaltungen es gibt

Stand: 31.10.16 17:50 Uhr

Heute vor genau 499 Jahren schlug der katholische Mönch Martin Luther aus Protest gegen Missstände seine berühmten 95 Thesen an die Pforte der Kirche in Wittenberg. So die Überlieferung. Was aus der scharfen Kritik an den Zuständen in der katholischen Kirche folgte, ist bekannt. Die Spaltung der christlichen Kirche in eine katholische und eine protestantische hält bis heute an. Die Entstehung der evangelischen Kirche wird heute überall mit dem Reformationstag begangen. Für den evangelischen Kirchenbezirk Tübingen ist der Tag heute Auftakt zahlreicher Einzelveranstaltungen anlässlich des jetzt beginnenden 500. Jahres des Reformationsjubiläums.


Die Stiftskirche zu St. Georg in Tübingen. In ihrer heutigen Form wurde sie von 1470 bis 1490 unter Graf Eberhard im Bart anlässlich der Gründung der Universität erbaut. Eine Vorreiter-Rolle bei der Reformation hat Tübingen, deren Kirchengemeinde mit einer Auftaktveranstaltung am Montag das Reformationsjubiläum eingeläutet hat, indessen nicht gespielt: Am 31.Oktober 1517 schlug Martin Luther seine Thesen an. In Tübingen setzte sich erst 1534 die Reformation durch, weil Herzog Ulrich von Württemberg des für das von ihm beherrschte Territorium verbindlich machte, so Ingo Bredenbach, Kantor an der Stiftskirche.

Die Spaltung der christlichen Kirche von Wittenberg aus hatte Luther nicht zum Ziel. Er echauffierte sich vielmehr über bestimmte, herrschende Missstände wie den Ablasshandel. Die Möglichkeit, sich von Schuld durch den Erwerb von Ablass-Briefen frei zu kaufen.  Hier habe Luther aber  "theologisch und machtpolitisch"  "auf Granit gebissen", weil sich weder die Zentralkirche noch die weltlichen Herrscher diese Infragestellung nicht bieten lassen wollten.

Allein durch den Glauben, nicht durch gute Werke, werde der Mensch gerechtfertigt, so Luther. Und  „Da ist Freiheit" , auch das soll Luther gesagt haben, der mit der Bibelübersetzung ins Deutsche dann dafür sorgte, dass sich auch Nicht-Latein-Kündige ohne die vermittelnde amtsautoritäre Kirche ein Bild der biblischen Botschaften machen konnten.

Die Wirkungen des Reformators weise indessen über das kirchliche hinaus, so Bredenbach. Er habe unter anderem das deutsche Bildungsweisen mit den Lateinschulen geprägt. Und zudem zur Schriftfähigkeit der Deutschen beigetragen. Das wirke bis heute nach.

Trotz der jahrhundertelangen Spaltung, die zu Verfolgungen und kriegen führte: unter dem Stichwort Ökumene sehen viele, dass sich die Kirchen wieder aufeinander zu bewegen. Das sieht auch Bredenbach so: Die Trennlinien spielten unter dem Stichwort der Ökomene auf der Ebene der Gemeinden kaum eine Rolle mehr. Das sogenannte Amtsverständnis, das einen katholischen Priester in einem anderen Amt sehe als einen evangelischen; das Zulassen von Frauen bei der Verkündigung; ebenso das variierende Verständnis der Abendmahlzeremonie.

Das jetzt eingeläutete Reformationsjubiläumsjahr soll im evangelischen Kirchenbezirk Tübingen, wie auch anderswo, dazu genutzt werden, mit zahlreichen Veranstaltungen die Kerngedanken der Reformation im Rück- und Vorausblick neu zu denken.

Mehr Informationen zu allen Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums 500 Jahre Reformation im evangelischen kirchenbezirk Tübingen gibt's im Internet  unter www. evangelischer-kirchenbezirk – tuebingen.de.

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