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Stuttgart:

40 Prozent der Jungen droht Altersarmut: Verbraucherminister Hauk fordert gefördertes Vorsorgekonto

Stand: 10.10.16 17:15 Uhr

Als das Bundessozialministerium Ende September erstmals eine langfristige Prognose für die Entwicklung der Rente vorgelegt hat, war das vor allem für viele Jüngere ein Riesenschock: Während sich die jetzigen Rentner gerade über deutlich höhere Bezüge freuen, wird das Rentenniveau bis 2045 von rund 48 Prozent des Bruttolohns auf rund 42 Prozent sinken. Bis 2030 laufen demnach rund 40 Prozent der Deutschen in Gefahr eine Rente auf Höhe der Grundsicherung zu bekommen. Ein Thema, das im kommenden Bundestagswahlkampf eine Rolle spielen dürfte. Das SPD-geführte Bundesarbeitsministerium von Andrea Nahles will deshalb bis Ende November ein entsprechendes Konzept vorlegen. Jetzt hat sich auch der baden-württembergische Verbraucherminister Peter Hauk zu Wort gemeldet und zusammen mit einer Expertenkommission seines Hauses ein eigenes Modell vorgelegt. Das Stichwort: Ein sogenanntes Vorsorgekonto soll her.


Um später eine Rente nur auf dem Grundsicherungsniveau einzufahren, muss ein Arbeitnehmer nach jetzigem Stand 40 Jahre lang ununterbrochen mindestens 2100 Euro brutto im Monat verdienen. Rund 40 Prozent der jüngeren arbeitenden Menschen heute droht deshalb  Altersarmut, ein Leben auf Soziahilfe-Niveau.

Gründe gibt es viele: Da ist zum ist der demographische Wandel: immer weniger Menschen müssen für die aktuelle Rentengeneration aufkommen. Denn in Deutschland finanziert die arbeitende Generation die aktuellen Rentenzahlungen. Und das für Menschen, deren Lebensalter und die Dauer der Rentenbezüge permanent steigt;  nicht aber die Lebensarbeitszeit.  Dazu kommen Europäische Niedrigzinsen, die Lebensversicherungen, Geldanlagen oder privates Sparen unrentabel machen.

Der baden-württembergische Verbraucherschutzminister Peter Hauk, CDU fordert jetzt von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, SPD,  die Einführung eines zusätzlichen privaten Vorsorgekontos. Dieses soll unter dem Dach der Deutschen Rentenversicherung DRV angesiedelt sein und die Rentenlücke schließen helfen. 

Die wesentlichen Forderungen: Bürger müssten den Zugang zu einer zusätzlichen kostengünstigen, transparenten und vor allem profitablen privaten Geldanlagemöglichkeit bekommen. Und dies müsse bei einer Institution sein, "die bei Verbrauchern bekannt und anerkannt ist". 

An einer Lösung gegen die drohende massenhafte Altersarmut hatte eine von der Vorgängerregierung eingesetzte Expertenkommission viele Jahre gearbeitet.Jetzt legt die Gruppe, der unter anderem die Deutschen Rentenversicherung, aber auch das Magazin Ökotest angehört, pünktlich zu den Diskussionen um Maßnahmen gegen das drohende Rentenloch ihr Konzept des Vorsorgekontos vor. Die Grundidee:: der Staat als Verwalter hält Kosten und Gebühren niedrig und stellt zudem die für die Riester-Rente typischen Förderungen bereit. Zudem sorgt sie über eine solide Anlagerendite für eine profitablere Geldanlagemöglichkeit, als  derzeit bei allen anderen Vorsorge- und Anlagemöglichkeiten.

Übertrage man die Fördermöglichkeiten der Riester-Rente auf das geforderte Vorsorgekontomodell, so gäbe es einen Grundzuschuss von 154 Euro plus Zuschüsse für Kinder. Rechne man die Inflation dann mit ein, so Hauk, vergrößere sich der Betrag schon auf rund 190 Euro. Grundlage wäre, dass monatlich rund  rund vier  Prozent des Bruttogehalts in das Vorsorgekonto fließen. 

Mit anderen Worten: Eine private Anlagemöglichkeit für Geld bis zur Rente entstünde, wie sie sonst derzeit nirgendwo zu bekommen ist. Bei den aktuellen Niedrigzinsen für Bürgerinnen und Bürger sogar die weitaus attraktivste Anlagemöglichkeit. Bisherige Modelle – wie Banksparpläne oder die überaus nicht populäre Riester-Rente - litten hingegen unter Kosten; Gebühren und Provisionen.

Test hätten früh gezeigt, dass man 120 Jahre alt werden müsse, um eine Verzinsung von grade mal 2 Prozent zu erreichen, so der Chefredakteur des an der Fachgruppe ebenso beteiligten Magazins Ökotest.t.Teilweise sei es sogar so, dass man am Ende weniger herausbekomme als man hinein gegeben habe.

Der Staat könne auf diese Weise, so Hauk, seinen Bürgern etwas von dem abgeben, worunter dieser leide und wovon der Staat seit Jahren selbst profitiere; denn dieser hat durch die Niedrigzinspolitik der EZB seit 2008 rund 122 Milliarden Euro gespart.

Jeder Bürger müsse als das Recht auf ein DRV-Vorsorgekonto haben; ziehe man nicht die Riester-Förderungen, so sollen dort dann auch völlig flexible  Monatsbeiträge fließen können. Eine garantierte Verzinsung gibt es zwar nicht. Eine Modell-Rechnung der letzten 18 Jahre hat laut DRV aber eine Verzinsung von 5,39 Prozent ergeben.

Sollte das Modell vom Bundesarbeitsministerium nicht in sein Konzept aufgenommen werden, erwägt Baden-Württemberg eine eigenständige Bundesratsintitiative.

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