Mühle in Pfullingen | Bildquelle: RTF.1

Pfullingen:

Deutscher Mühlentag - Baumann´schen Mühle zeigt wie Getreide noch vor 50 Jahren gemahlen wurde

Stand: 09.06.14 17:57 Uhr

Mühlen waren die Kraftwerke der vorindustriellen Zeit. Lange vor der Entdeckung der Elektrizität haben die Menschen Wasser und Wind zur Energiegewinnung genutzt. Heute sind die noch existierenden Mühlen Kulturdenkmale – und sie stehen im Mittelpunkt des heutigen Deutschen Mühlentags. Darunter ist auch die Baumann"sche Mühle in Pfullingen, die heute als Museum dient.

Es rattert, knarrt und rumpelt in der Baumann´schen Mühle. Etliche Bänder, Zahnräder, Schaufeln, Siebe und Trichter sind hier durch ein mechanisch ausgeklügeltes System verbunden. Schon auf den ersten Blick wird klar. Es ist ein langer Weg bis aus goldgelben Weizenähren tatsächlich ein zum Backen geeignetes, feines Mehl heraus kommt. Die Baumann´schen Mühle in Pfullingen gehörte einst sogar zu den größten Getreidemühlen in der Region. 1798 erbaut, mahlte sie bis zu ihrer Stilllegung, 1963, das Mehl für die örtliche Landwirtschaft.
Pfullingen, so Martin Fink vom Geschichtsverein Pfullingen, sei im Mittelalter die flächenmäßig zweitgrößte Gemeinde in Württemberg gewesen. Daher habe es sehr viele landwirtschaftliche Flächen gegeben und Pfullingen sei im 16. und 17. Jahrhundert als "Stadt der Mühlen" bekannt geworden.

In der Schau-Mühle können alle Schritte der Getreideverarbeitung, wie sie vor fünfzig Jahren noch üblich war, genau verfolgt werden. Von den Reinigungsmaschinen über die Mahlgänge, Becherwerke und Plansichter. Angetrieben werden die vielen Riemen und Kupplungen in der Getreidemühle,von einem gewaltigen Wasserrad, dass die Wasserkraft der Echaz nutzt um Energie für die Mühle zu erzeugen. Und allzu wenig Energie braucht die Mühle nicht – bedenkt man, dass mindestens zwanzig Mahlgänge nötig waren, um aus den Körnern Mehl zu bekommen. Doch auch wenn Mehl heute immernoch ganz oben auf der Liste der Grundnahrungsmittel steht, sind Mühlen wie diese kaum noch zu sehen.
"Die hiesige Landwirtschaft wurde weniger und zum anderen gab es vor etwa 50 Jahren auch ein so genanntes Mühlenstilllegungsprogramm in Baden-Württemberg. Hintergrund war, dass die Mühlen neben der eigentlichen Müllerei auch Strom produziert haben und das war damals nicht gewollt. Das heißt, damals wollte die Stromversorgungsindustrie nicht noch hunderte Kleineinspeiser am Netz", schildert Fink.  

Und heute wo das sicherlich kein Problem mehr wäre, ist die Baumannsche Mühle leider nicht mehr Konkurrenzfähig. Mit den hochmodernen Mühlen des 21. Jahrhunderts und ihren Erträgen kann sie es einfach nicht aufnehmen. "Und so haben wir hier eben eine Schaumühle. Aber eine Schaumühle wo man wirklich noch etwas sieht. Bei der modernen Mühle heute sehen Sie keine Becherwerke oder Mahlsteine, sondern nur noch riesige Tanks, pneumatische Röhrensysteme und am Schluss kommt sozusagen das Endprodukt Mehl raus". In der Schaumühle aber könne jeder Arbeitsgang genau besichtigt werden, erklärt Martin Fink.
Ein Rundgang durch die Baumannsche Mühle ist von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr möglich. Wer eine spezielle Führung buchen möchte, kann dafür nach Vereinbarung auch das ganze Jahr über in die Mühle.

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