Mieterstrom | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Wende der Energiewende: Strom vom eigenen Dach lohnt sich

Stand: 14.08.16 15:18 Uhr

Im Hagellocher Weg in der Tübinger Weststadt können Mieter ab sofort den Strom aus einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach nutzen - zu besonders günstigen Bedingungen. Das erste Tübinger Mieterstromangebot ist ein Gemeinschaftsmodell der Tübinger Stadtwerke und der GWG Wohnungsbaugesellschaft.


Sie haben gut lachen: Oberbürgermeister Boris Palmer und die Geschäftsführer von Stadtwerken und GWG Achim Kötzle und Gerhard Breuninger. Das frisch sanierte Haus wird von einer Photovoltaik-Anlage bekrönt. 

Es ist eine Wohnanlage aus fünf Gebäuden, Baujahr 1966. Die Gebäude waren alle sanierungsbedürftig. Deswegen habe die GWG vor drei Jahren mit der Sanierung der Anlage begonnen, berichtet Gerhard Breuninger, Geschäftsführer der GWG Tübingen.
 
Das Ziel: Auf der einen Seite energetische Sanierung, auf der anderen Seite die Anpassung an modernen Wohnkomfort. Dieser Tage ziehen die ersten Mieter ein. Und sie bekommen etwas, das bislang einmalig ist: Strom vom eigenen Dach.  "Früher war es so, dass Photovoltaik-Anlagen Strom produziert haben und den Strom direkt ins Netz eingespeist haben", sagte Dr. Achim Kötzle, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen. "Die Produktionskosten waren recht hoch, aber die Vergütung war höher, damit es attraktiv war. Der ganze Strom, der erzeugt wurde, wurde ins Netz eingespeist. "
 
Das hat sich jetzt geändert. Heute ist die Vergütung nicht mehr so hoch. Die Solaranlage, die von den Stadtwerken Tübingen betrieben wird, produziert Strom vorrangig für die Mieter des Hauses. Überschüsse werden ins Netz abgegeben, zusätzlicher Bedarf mit Ökostrom der Stadtwerke ausgeglichen. Die Mieter haben dadurch geringere Stromkosten.  "Wir sind jetzt an einem neuen Punkt in der Geschichte der Energieversorgung angekommen, dass es billiger ist, Strom vom eigenen Dach zu benutzen, als ihn anderswo in Großanlagen weit zu verteilen und zuzuliefern", sagte Boris Palmer, nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch Vorsitzender des Aufsichtsrats von GWG und Stadtwerken. "Und diesen historischen Wendepunkt zu erwischen und damit ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das ist das, was ich für den entscheidenden Punkt dieses Geschäftsmodells halte."
 
Ein Pilotprojekt, von dem die Stadtwerke Tübingen hoffen, dass es nicht nur in der Stadt viele Nachahmer finden wird.  "Zum einen ist die Zielsetzung natürlich die Potenziale, die man auf Mietshäusern hat, um Photovoltaikanlagen zu errichten, vollständig zu nutzen, da haben wir immer noch Flächen, die noch nicht mit PV-Modulen belegt sind, ein weiteres Ziel ist aber auch, die Energiewende vor Ort bei den Mietern erlebbar und spürbar zu machen", so Dr. Kötzle.
 
Die Beteiligten sehen hier eine Wende der Energiewende. Strom vom eigenen Dach lohne sich – inzwischen nicht nur für Eigenheimbesitzer, sondern auch für Mieter. Das alte Modell dagegen scheint – zumindest bei neuen Anlagen – ausgedient zu haben.

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