Dampflok T3 | Bildquelle: RTF.1

Münsingen:

Kleinod unter Dampf: Letzte fahrfähige Lok der Königlich-Württembergischen Eisenbahn im Einsatz

Stand: 06.08.16 17:03 Uhr

Sie ist ein echter Hinkucker: Die einzig noch betriebsbereite Lokomotive der königlich-württembergischen Staatseisenbahnen. Unter dem Motto "Sommerdampf" ist die historische Lok heute wieder schnaubend zwischen Münsingen und Engstingen gependelt. Und auch wir waren vor Ort.


Der Münsinger Bahnhof heute morgen um 10 Uhr. Sie hat eine ganz eigene Geschichte: Die 1905 gebaute Dampflok T3 der ehemaligen Königlich-württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft. Die historische Tender-Lok mit ihren drei Kuppelachsen wird heute für einen Sommerdampf-Erlebnis-Tag für Eisenbahnfans wieder einmal aus dem Lokschuppen geholt und aufgeheizt.

Dass die mehr als hunder Jahre T3 mit ihren 330 PS und 45 Kilometern Höchstgeschwindigkeit jetzt wieder ab und an über heimische Gleise fährt, hat vor allem mit Bernd Weckler und seinen Mitstreitern vo Verein Schwäbische Alb-Bahn e.V. zu tun.

Am Anfang der Rückkehr der T3 nach Münsingen stand die geplante Strecken-Stillegung nach Engstingen. Dieser sollte durch eine neue Nutzung verhindert werden. Am Anfang war Weckler mit seiner Idee noch allein auf weiter Flur. Schließlich gesellte sich der siebte Mitstreiter dazu. Heute sind bei SAB e.V. 265 Menschen Mitglied. 40 davon betätigen sich aktiv in der Werkstatt, der Streckenunterhaltung oder im Fahrdienst.

Die Nutzung für Nostalgiefahrten für Eisenbahnfans war dabei ein Teil des Münsinger Konzepts. Die jetzt hier eingesetzte T 3, eine der letzten existierenden Lokomotiven ihrer Art überhaupt, treiben die SAB-Mitglieder bei den Freunden historischer Schienenfahrzeuge in Stuttgart auf.

Zu diesem Zeitpunkt liegt schon eine lange Geschichte hinter dem Gefährt. Die T3-Lokomotiven wurden ursprünglich hauptsächlich an Rangierbahnhöfen und im leichten Streckendienst eingesetzt. Die Münsinger T3 fuhr unter anderem auch am Bahnhof Ulm. Weckler hät es deshalb für gut möglich, dass die Lok damals auch auf der Strecke von Münsingen nach Engstingen eingesetzt worden ist. Nach dem Ende des Königreichs Württemberg 1918 kam die T3 dann zur Deutschen Reichsbahn.

Später gelangt die Lok nach Stuttgart, befördert dort Kohlen am Bahnhof. Dann aber ist mit dem Aufkommen der Dieselloks mit der Nutzung Schluss. Das Gefährt steht in der Folge jahrzehntelang rostend unter einer Brücke in Baden, bis die Stuttgarter Freunde für historische Schienenfahrzeuge die T3 zu sich nehmen und diese 25 Jahre lang restaurieren.

Am 2. März 2014 kommt das Gefährt schließlich wieder erstmals in Münsingen auf die Schiene: Eine solche Lok zu fahren, so Weckler, eine ganz besondere Erfahrung: Doppelt so warm wie draußen sei es im Lokführer-Stand. Dafür aber belohne ein "einmaliges Fahrgefühl". Mechanik statt Elektronik. Und "wenn etwas nicht tut, dann kann man das oft mit dem Hammer regeln".

Für die Passagiere, so Weckler, lockt indessen ein Fahrerlebnis ganz besonder und unvergleichlicher Art. Die könnten auf den Zugplattformen oder den geöffneten Fenstern stehen. Und dann rieche man im Sommer eben nicht nur den Kohlendampf, sondern auch den Geruch vom Heuen der Wiesen. Man durchfahre die wunderschöne Landschaft und erlebe sie. Dazu bietet ein Büffet-Wagen Getränke und ein paar Vesper-Speisen.

Pünktlich zehn Minuten vor elf steht der Zug schließlich am Münsinger Haupt-Bahnsteig und ist zum Einsteigen bereit. Rund 100 Passagiere haben sich zu diesem Sommerdampf eingefunden. Pünktlich, wie die Eisenbahn jedenfalls einmal war, setzt sich die T 3 dann für ihre 45-minütige Fahrt nach Engstingen in Bewegung. Die nächsten Fahrten mit der T3 gibt es am 20.August, am 3., am 4. und am 11. September.

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