Pokemon-Stofftier gelb vor grünem Busch | Bildquelle: Pixabay

Sydney:

Pokemon-"Krieg": Mit Wasserbomben & Eierwürfen gegen PokeStops - Anwohner wehren sich gegen tausende Pokemon-Fänger

Stand: 03.08.16 14:34 Uhr

In einem Stadtteil von Sydney (Australien) ist es zu einem regelrechten "Krieg" zwischen Anwohnern und Pokemon-Fängern gekommen. Nachdem Pokemon-Fans auf einem Kinderspielplatz in einer Wohngegend drei Pokemon-Stopps mit seltenen Pokemon-Figuren entdeckt hatten, strömten tagelang hunderte Pokemon-Fänger von nah und fern in das Wohngebiet. Dort fingen hunderte Pokemon-Fans bis tief in die Nacht Pokemons, parkten Straßen zu, hinterließen Unrat, feierten Party und machten entsprechenden Lärm. Augenzeugen zufolge warfen Anwohner mit Wasserbomben und rohen Eiern auf die ungeliebte, partyähnliche Pokemon-Versammlung.

Unter einer Sonnenschutzplane steht ein rotes Klettergerüst mit einer blauen Rutsche. Daneben ein buntes Schaukelgestell aus Metall und ein schöner, großer Sandkasten.. Ein wunderbarer Spielplatz für Kinder. Am Rand eine Bank für die Eltern, um den Kleinen beim Spielen zuzuschauen..

So war es zumindest, bis am 12. Juli 2016 in einem Stadtteil im australischen Sydney, in Canada Bay im Stadtteil Rhodes. Bis Pokemon-Fans drei Hot-Spots für seltene Pokemon-Figuren, sogenannte PokeStops", entdeckten. In den folgenden Tagen fanden sich immer mehr begeisterte Pokemon-Fans auf dem Kinderspielplatz und dem umliegenden Peg Paterson-Pärkchen ein, um Pokemons zu fangen. Tausende müssen es seither gewesen sein.

(Wenn Sie bis jetzt nur "Bahnhof" verstehen, und nicht wissen, was es mit "Pokemon Go" auf sich hat: Dann lesen Sie als Erstes das letzte Kapitel dieses Artikels: "Eine kleine Einführung in das Phänomen von "Pokemon-Go"). Für alle Pokemon-"Insider" geht´s gleich hier weiter:

Die Versammlung nahm party-ähnliche Züge an. Nur noch die Spitze der Kinderschaukel ragte aus den Menschenmassen empor. Die Polizei ging gegen falsch parkende Pokemon-Fans und illegale, verkaufstüchtige Imbiss-und Getränke-Verkäufer vor, die sich bald auch an Ort und Stelle eingefunden hatten.

Die Pokemon-Suche nahm partyähnliche Züge an, berichtete der Sydney Morning Herald: Bis tief in der Nacht bevölkerten Menschentrauben den Kinderspielplatz. Die Anwohner beschwerten sich, berichtete der Daily Telegraph, über nächtlichen Lärm und Schmutz: Morgens war der Spielplatz übersäht mit leeren Getränkebechern und anderem Unrat.

Beim nächtlichen Hundespaziergang sei man sich vorgekommen "wie bei Dr. Who,  Torchwood, bei den walking deads oder in einer post-apokalyptischen Zombie-Telefon.Welt", werden Anwohner zitiert.

Die Bürgermeisterin Helen McCaffrey rief die Pokemon-Fans zu besonnenem Verhalten auf und bat sie, die Anwohner zu respektieren, die Straßen und den Kinderspielplatz freizuhalten, und nicht zu stören. In einer Presse-Info teilte sie mit, dass zusätzliche kommunale Reinigungs- und Putz-Trupps in die Gegend geschickt würden, um den Hinterlassenschaften der Pokemon-Fans Herr zu werden.

Als schließlich ein Rettungsfahrzeug erhebliche Probleme hatte, während eines Notfalls durch die zugeparkten und verstopfen Straßen zu einem Anwohner zu gelangen, kippte die Stimmung: Die Anwohner setzten sich Augenzeugen zufolge mit Waserbomben gegen die Pokemon-Fans zur Wehr und warfen auch mit rohen Eiern von den umliegenden Hochhäusern. Die Bürgermeisterin Helen McCaffrey richtete ein Schreiben an den Pokemon-App-Entwickler Niantic mit der Bitte, wenigstens zwei der drei Pokemon-Stopps zu entfernen.

Eine Antwort kam keine, aber seit vergangenen Dienstag sind alle drei Pokemon-Stopps verschwunden - offensichtlich wurden die entsprechenden Koordinaten aus der Pokemon--Nintendo-App entfernt.

Eine kleine Einführung in das Phänomen von "Pokemon-Go"

Für alle die vielen Menschen, die noch nicht so recht wissen, was es mit der ganzen Pokemon-Sache auf sich hat, hier eine kleine Einführung: Das Spiel "Pokemon Go" kann als Computerprogramm (neudeutsch wird ein Computerprogramm auch als "App" bezeichnet) auf Handys (Smartphones) heruntergeladen werden. Im Computerspiel "Pokemon Go" haben die Programmier weltweit unzählige geografische Orte einprogrammiert, an denen virtuelle Pokemon-Figuren zu finden sind, beispielsweise auf dem Marktplatz Ihrer Stadt, oder an der Straßenecke vor Ihrer Wohnung.

Will nun ein Pokemon-Go-Spieler die virtuellen Comic-Tierchen fangen, muss er sie in der Umgebung finden. Wenn sie derzeit also junge Leute (aber nicht nur junge ...) hochkonzentriert mit dem Handy direkt vor dem Gesicht durch Straßen, Parks und übers Gelände laufen sehen, dann sind diese wahrscheinlich gerade auf der Suche nach Pokemon-Verstecken. Sobald man sich mit seinem Handy einem Pokemon-Versteck nähert, schaltet sich die Handy-Kamera ein und zeigt die von der Kamera aufgenommene Umgebung auf dem Display. Die Pokemon-App fügt dann in das reale Kamera-Bild die virtuelle Pokemon-Figur ein. Hat man eine solche Figur entdeckt, gilt es, diese zu fangen.

Gefangene Pokemon-Figuren kann man mit dem Handy mitnehmen. Sie werden Teil der eigenen Pokemon-Armee. Hat man genügend Pokemon-Figuren gefangen, kann man diese in der sogenannten "Pokemon-Arena" gegen die Pokemon-Mannschaft anderer Pokemon-Fänger antreten lassen. Es gibt ganz unterschiedliche Pokemon-Figuren: Häufige, seltene, starke, schwache - und so ist der Ausgang eines manchen Kampfes zwischen zwei Pokemon-Mannschaften ungewiss.

Übrigens: Man kann seine Pokemon-Mannschaft auch vergrößern, in dem man mit den gefangenen Pokemons züchtet!   Denn Pokemons legen auch Eier, die man ebenfalls mit dem Handy finden kann. Bei guter Eier-Pflege hat man dann bald Zuwachs bei seiner Pokemon-Mannschaft. Damit die Eier ausgebrütet werden, muss man mit den Pokemon-Eiern, also mit seinem Handy, spazieren laufen und sich möglichst lange Strecken bewegen. Findige, aber lauf-faule Pokemon-Fans hängen ihre Handys allerdings an Ventilatoren oder lassen das Handy huckepack auf einer Spielzeug-Eisenbahn im Kreis laufen, um die Eier auszubrüten ..

Übrigens wurden die Pokemons schon vor rund 20 Jahren erfunden, und waren einige Jahre lang unter jungen Leuten sehr beliebt. Jetzt, gut 20 Jahre später, feiert der Computerspiele-Hersteller Nintendo eine große Renaissance:

Mit den wieder auferstandenen Pokemon-Figuren, die man in seiner Umgebung aktiv suchen muss, sorgt Nintendo weltweit für Furore - und dafür, dass sich junge Menschen mit Freude ins Freie begeben und sich bewegen - so wie die ältere Generation das früher bei den klassischen Versteckspielen und Schatzsuche-Spielen auch schon getan hat.

Aber auch vor Gefahren wird gewarnt: So warnt der ADAC davor, sich durch Pokemons nicht im Straßenverkehr ablenken zu lassen. Weder als Fußgänger, noch als Autofahrer.

Gegenüber Mashable Australia sagte Google-Veteran John Hanke, Chef und Gründer der Programmier-Firma Niantic: Seit dem Jahr 2011 habe man über die Beta-Version des Vorgänger-Spieles Ingress die Lieblings-Plätze der Nutzer gesammelt. Man habe die Spieler außerdem dazu aufgerufen, Vorschläge für geeignete Orte einzureichen:

15 Millionen Vorschläge seien weltweit eingereicht worden, davon habe man weltweit 5 Millionen Plätze ausgewählt, die heute in Pokemon Go und anderen Reality-Spielen verwendet werden. "Das sind öffentliche Kunststätten, historische STätten, Gebäude mit einzigartiger Architektur oder Charakteristik, oder mit einem einzigartigen lokalen Geschäft", zitiert M;ashable Australia John Hanke.

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