Polizeiabsperrung | Bildquelle: pixelio.de - Falk Jaquart Foto: pixelio.de - Falk Jaquart

München:

Stiftung Deutsche Depressionshilfe: Depression nicht Ursache für Amoklauf

Stand: 24.07.16 11:25 Uhr

Eine Depression des Täters kommt nach Ansicht der Stiftung Deutsche Depressionshilfe nicht als Ursache für den Amoklauf in München in Frage. "Selbst wenn der Amokläufer wegen einer Depression behandelt worden ist, so heißt dies nicht, dass diese bei der Tat eine Rolle gespielt hat", betont Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe sei durch das große, sinnlose Leid betroffen, das durch den Amoklauf am Olympia-Einkaufsnzetrum in München verursacht worden ist: "Wir sprechen allen Hinterbliebenen unser tief empfundenes Beileid aus", erklärte die Stiftung am Sonntag.

Laut Polizei soll der 18-jährige Täter am OEZ in München an einer Depressionserkrankung gelitten haben und in Behandlung gewesen sein. Man wolle aber "Fehlinterpretationen dieser Tat und damit neuem Leid in Folge" vorbeugen. 

"Mit großer Sicherheit kommt eine Depression des Täters als Ursache für den Amoklauf in München nicht in Frage", so Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig. "Selbst wenn der Amokläufer wegen einer Depression behandelt worden ist, so heißt dies nicht, dass diese bei der Tat eine Rolle gespielt hat. Etwa 4 Millionen Menschen leiden in Deutschland aktuell unter behandlungsbedürftigen Depressionen, und es gibt keine Hinweise, dass diese Menschen häufiger Gewalttaten als andere begehen. Eher sogar im Gegenteil."

Depressiv erkrankte Menschen seien im gesunden Zustand meist besonders verantwortungsvolle, fürsorgliche Menschen. In der depressiven Krankheitsphase neigten sie zu übertriebenen Schuldgefühlen, und dies sei sogar ein zentrales Diagnosemerkmal.

"Sie geben immer sich selbst die Schuld, nicht anderen und würden deshalb nie auf den Gedanken kommen, fremde Menschen in einem Amoklauf zu töten. Den Amoklauf fälschlicherweise als Folge einer Depression darzustellen, verstärkt die Stigmatisierung depressiv Erkrankter. Dies erhöht für diese die Hürde, sich professionelle Hilfe zu holen. Nicht optimal behandelte Depressionen verursachen großes unnötiges Leid und sind die Hauptursache für die jährlich circa 10.000 Selbsttötungen (Suizide) in Deutschland. Eine Zunahme der Stigmatisierung wird zu einer Zunahme der Suizide führen", meint Hegerl.

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