Istanbul | Bildquelle: Pixabay.com

Türkei:

Cumhuriyet-Chefredakteur Dündar sieht nach Putschversuch "einzigartiges Modell" am Ende

Stand: 24.07.16 09:44 Uhr

"Die Türkei ist ein freies Land, mit freien Medien. Sie können absolut alles sagen, wenn Sie bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen." Mit viel Sarkasmus fasst Can Dündar, Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet, die derzeitige Situation in der Türkei zusammen. Dündar sieht nicht nur schwarz für Meinungsfreiheit und Menschenrechte in seinem Land. Er befürchtet auch, dass jetzt ein einzigartiges Modell beendet wird: Denn in der Türkei wurden Islam und säkulare Demokratie zusammengebracht.

Scheitert dieses Modell, dann wäre das ein Verlust für ganz Europa, sagte er dem ARD-Europamagazin, dem er sein erstes Fernsehinterview nach dem niedergeschlagenen Putsch gab.

Er fordert die EU auf, die demokratischen Kräfte in seinem Land zu unterstützen, dazu zählen Akademiker, Medien, Gewerkschafter. Diese würden eine Militärdiktatur ebenso bekämpfen wie den Islamismus der herrschenden AKP Erdogans.

Dündar hat die autoritäre Linie seines Präsidenten schon vor dem versuchten Putsch zu spüren bekommen: Im Frühjahr wurde er zu fast sechs Jahren Haft verurteilt, weil er über türkische Waffenlieferungen an den IS berichtet hatte. Ihm wurde Spionage vorgeworfen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Obendrein entging er nur knapp einem Mordversuch auf offener Straße. Dündar hält sich zurzeit an einem geheimen Ort auf. Die ARD-Europamagzin-Autorin Cornelia Kolden hat ihn dort zum Interview getroffen.

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