Flüchtlinge in der Schule | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Sprache, Werte, Disziplin und Bildung: Berufsschulen sollen Integration junger Flüchtlinge leisten

Stand: 14.07.16 17:47 Uhr

Nach der Bewältigung der grossen Flüchtlingsstrome im vergangen Jahr und der zunehmend einsetzenden Entlastung beim Thema Unterbringung stehen jetzt vor allem die Kommunen vor großen eigentlichen Herausforderungen: wie können die, die aller voraussicht nach bleiben dürfen, in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt vor Ort integriert werden. Für die Jüngeren sollen hier vor allem die Berufsschulen die entscheidende Rolle spielen. Dabei stoßen die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Und warnen: bis die Menschen im Arbeitsmarkt sind wird es länger dauern als gedacht. Heute haben sich in Reutlingen der Tübinger Regierungspräsident Jörg Schmidt und der Reutlinger Landrat Thomas Reumann ein Bild vom stand der Dinge gemacht.


Die Theodor-Heuss-Schule in Reutlingen. An dem Berufschulzentrum lernen und arbeiten rund 3000 Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Reutlingen Rund 140 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in 8 verschiedenen Schularten. Seit April kommen jetzt hier noch 15 Klassen mit insgesamt 270 jugendlichen Flüchtlingen im Alter von 15 bis 20 Jahren hinzu. Das Ziel: sie sollen durch die hier angebotenen sogenannten VABO-Sprackurse fit für selbstbestimmte und gesellschaftlich integrierte Zukunft in Deutschland werden.

In den Sprachklassen gehe es darum, in ein oder zwei Jahren das sprachliche Fundament zu lernen, so Schulleiter Horst Kern. Denn die sprachliche Basis sei das A und O, um überhaupt eine Ausbildung beginnen zu können oder einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. 

Da die Flüchtlingszahlen gesunken seien, sei die Hektik jetzt vorbei, sich um dringendst um  Unterbringungen kümmern zu müssen, so der Tübinger Regierungspräsident Jörg Schmidt; jetzt könne man sich stattdesseb in ruhigeres Fahrwasser begeben, um die Integration der Menschen mit Bleibeperspektive zu leisten. Mit den Kurskonzepten und den Integrationszentern seien die hierfür Verfahren jetzt standardisiert.

Die Startbedingungen dabei sind individuell denkbar unterschiedlich: sie reichen von akademischer Vorbildung bis hin zu Analphabeten. Insgesamt, so Schulleiter Horst Kern, gingen die Herausforderungen, die erst in den Sprach- und später Ausbildungsklassen unter dem Stichwort der Integration geleistet werden müssten, erfahrungsemäß weit über das einfache Erlernen der Sprache hinaus. Das beginne mit den berühmten Sekundärtugenden; dass eben der Schulunterricht auf die Minute pünktlich beginne.

Ein ebenfalls nicht ungewöhnliches Problem hin: die in den Herkunftsländern der Flüchtlinge ungewohnte und hier gleichberechtigte Rolle von Frauen und Mädchen. Im Lehrerkollegium befänden sich rud 80 Prozent Frauen, so Kern. Und für junge Lehrerinnen sei es zu Beginn nicht ganz einfach, die entprechende Autoritöt darzustellen und durchzusetzen.

Für den Landkreis, der für die Durchführung der Klassen verantwortlich ist und dessen Landrat Thomas Reumann sind die jetzt auf die Beine gestellten Klassen erst der Anfang der in den kommenden Jahren bevorstehende Arbeit: Man habe  einen weitergehenden Bedarf. Mittlerweile gebe es insgesamt  19 Klassen und in den kommenden Momnaten kämen  weitere 11 Klassen an den Berufsschulen des Landkreises hinzu.

Die Lehrer stellt das Land über entsprechende Stellen zur Verfügung. Damit die angestrebte Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt tatsächlich gelingt, braucht es aus Sicht der Verantwortlichen jenseits der jetzt bestehenden Möglichkeiten noch weitere politische Azentsetzungen.  Landrat vThomas Reumann wünscht sich, dass die Bürokratie geringer werde; grade was die Teilnahme ab Berufspraktika angehe. Oft höre er von Arbeitgebern, dass das an den Mindestlohnregelungen scheitere. Dies müsse selbstkritisch hinterfragt werden.Denn für eine gelingende Integration sei nichts wichtiger, als die jungen Menschen möglichst früh mit dem Arbeitsmarkt in verbindung zu bringen.

Die Abschaffung des Mindestlohns für Anfänge im Job und Prktika, die geringer bezahlt sind als vorgeschrieben ,gelten indessen als heisse bundespolitische Eisen, die bereits vor einigen Monaten am Widerstand der Bundes-SPD und der Gewerkschaften gescheitert sind. Diese fürchten einen neuen neuen Billiglohn-Sektor durch die Hintertür. Insgesamt, so die Erkentnis hier, werde es viel länger als erwartet dauern bis die jungen Flüchtlinge hier tatsächlich im Arbeitsmarkt sind. Man gehe von rund 5 bis 8 Jahren aus.

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