Universität Tübingen: Neue Aula | Bildquelle: RTF.1

Tübingen/Stuttgart/Berlin:

Hamburger Einwände könnten Förderung von Exzellenz-Universitäten gefährden

Stand: 17.06.16 10:48 Uhr

Es steht viel auf dem Spiel - auch für die Uni Tübingen. Die Frage ist: wieviel Geld und vor allem: wie lange bekommen jene Universitäten, die sich im von Bund und Ländern angeschobenen zweistufigen Exzellenz-Wettbewerb durchgesetzt haben. Denn in Berlin haben die Ministerpräsidenten der Länder heute über die Fortsetzung der Spitzenförderung abgestimmt. Eine mühsame Einigung war längst gezimmert; im letzten Moment hat sich aber Hamburg quergestellt. Dabei geht es darum, wie lange der Status Quo gewahrt werden soll. Die Landesregierung befürchtet, dass die Einigung platzen könnte - und dass der Bund dann eine alte Idee ins Spiel bringt: eigens gefördert Bundesuniversitäten.


Die Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. 2012 wurde die 1477 gegründete Bildungsinstitution, die eine der ältesten Unis Europas ist, ist seit der zweiten Runde der sogenannten Exzellenznitative 2012 eine von bundesweit ausgewählten 15 Einrichtungen.

Bund und Länder wollen so herausagende Wissenschaft fördern und die Qualität deutscher Unis, der Forschungsinstitute und des Forschungsstandorts im globalen Wettbewerb verbessern. Landesweit gehören auch Freiburg und Heidelberg mit sogenannten Clustern dazu In einer dritten Förderphase ab 2017 – genannt: Exzellenzstrategie - bei der die Länder ein Drittel und der Bund zwei Drittel tragen - soll die so erreichte Spitzenforschung an 8 bis 11 Unis jetzt langfristig abgesichert werden.

Dabei stehe viel auf dem Spiel, so die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Grüne. Insgesamt drei Förderlinien, die die ausgewählten Institutionen über Jahre förderten. Die Wichtigste: die Exzellenzstrategie, auf die ein Finanzierungsvolumen von jährlich und über 10 Jahre 533 Millionen Euro entfallen.

Jetzt aber kommt den Akteuren in letzter Sekunde Sand ins Getriebe; denn Hamburg fürchtet, dass bisher nicht qualifizierte Unis so nie mehr nach oben kommen. Die Forderung nach Auf- und Abstiegsregeln ist ein Ansinnen, für das man in Stuttgart durchaus Verständnis hat.

Dort aber geht Furcht um: im Fall eines Scheiterns des ausverhandelten Länderpakets könnte der Bund ein längst beerdigtes Schreckgespenst wieder aufleben lassen: sogenannte, exklusive Bundesuniversitäten. Hier sei eine "absolute rote Linie", so Ministerpräsident Winfried Kretschmann. "Wenn der Bund Bundesunis machen will, werden wir das nicht zulassen". Dann werde man "sofort dazwischengrätschen". Das Land werde nicht zulassen, "dass es nachher ein paarexzellente Bundesunis gibt und die Länder für den Rest zuständig sind".

Das Schreckgespenst: bei nicht erfolgender einstimmiger Einigung könnte das Projekt scheitern; Einstimmigkeit ist hier erforderlich. Dannkönnte der Bund auf die Idee kommen, auf die von den Ländern längst wegverhandelte Idee der Bundesunis zurückzugreifen. Der damals zu Grunde liegende Gedanke war, so mit den elitären amerikanischen Uni-Leuchttürmen wie Harvard und Stanford gleichzuziehen.

Das will Kretschmann keinesfalls zulassen. Es sei "die Stärke und des Wissenschaftsstandorts in Deutschland, dass wir Exzellenz in der Breite haben". Nur dadurch sei Deutschland "eine führende Industrienation" und könne "überhaupt nur mit jemandem wie den USA  mithalten."  Stanford allein habe einen höheren Etat als der Etat des baden-würtembergischen Wissenschaftsministeriums für alle Unis zusammen.

Die Versuchung von Seiten des Bundes, nach dem Versagen der Länder die Bundesunis wieder ins Spiel zu bringen, so die Befürchtung, hieße dann zudem auch, dass mit der nicht erfolgenden dritten Förderstufe die bereits ausgewählten Landes-Unis auf der Strecke blieben. Deshalb brauche es jetzt dringend und schnell einen "ausgewogenen Mittelweg".

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