Cem Özdemir | Bildquelle: RTF.1

Bad Urach/Berlin :

Nach Morddrohungen: Özdemir fordert türkische Verbände zu klarem Gegenbekenntnis auf

Stand: 12.06.16 11:42 Uhr

Nach dessen Ja zur Armenien-Resolution des Bundestages soll dem aus Bad Urach stammenden grünen Bundesvorsitzenden Cem Özdemir die Ehrenbürgerwürde der Ortschaft Pazar in Zentral-Anatolien entzogen werden; das hat der dortige Ortschaftsrat bekannt gegeben. Pazar ist die Heimatstadt von Özdemirs Eltern. Im Gegenzug soll die Leipziger CDU-Abgeordnete Bettina Kufdla Ehrenbürgerin werden. Sie hatte als Einzige im Bundestag gegen die Bundestags-Resolurion gestimmt, die die Massaker an geschätzten 800 000 bis 1,5 Millionen Armeniern vor rund 100 Jahren im Osmanischen Reich als Völkermord anerkennt.


Özdemir hat indessen nach den Ausfällen des türkischen Präsidenten Erdogan, der ihn als „charakterlos und "von verdorbenem Blut" öffentlich beschimpfte, und nach gegen ihn eingehende Modrdrohungen türkischer Nationalisten die türkischen Verbände und Integrationsräte in Deutschland aufgefordert, hier klar Stellung zu beziehen.

Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete: Man müsse "die Resolution nicht gut finden. Aber türkische Organisationen müssen ohne jede Hintertür die Mordaufrufe verurteilen. Da kann es keine zwei Meinungen geben." Wer in Deutschland ernst genommen werden und Religionsunterricht an Schulen durchführen wolle,"der könne nicht nur mit den Zehenspitzen auf dem Boden unserer Verfassung stehen."

Zuvor hatte der Duisburger Integrationsrat, der aus Vertretern von Migranten-Organisationen und Stadträten besetzt ist, türkischstämmige Bundestagsabgeordnete, die der Resolution zugestimmt hatten, als "Verräter und Terroristen" bezeichnet.

Indessen ist von den Verbänden die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) Özdemirs Aufforderung nachgekommen: die Beschimpfung und Bedrohung von Parlamentariern sei nicht hinnehmbar, sondern entschieden zu verurteilen, so ein Sprecher.

Türkischstämmigen deutschen Abgeordneten wie Özdemir rät das Auswärtige Amt derzeit von Reisen in die Türkei ab.

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