Flüchtlingsströme an der damaligen Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Karlsruhe im Herbst vergangen Jahres: Offiziellen Zahlen zu Folge kamen 2015 1,1 Millionen Asylsuchende und Flüchtlinge nach Deutschland. Noch nie hatten so viele Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht. Das Land hatte in der Folge rund 185 000 Menschen unterzubringen. Und die immensen Zahlen setzen sich über die Verteilung durch das Land als Problemlagen bei den Erstunterbringungen durch die Landkreise fort.
Im LK Reutlingen hatte man zunächst mit 700 Plätzen geplant. Im Lauf des Jahres hatte man dann die Planungs-Kapazitäten auf bis zu 1900 Plätze erhöhen müssen. In der Folge hatte man Teile der ehemaligen französischen Kasernen reaktiviert, Häuser und Wohnungen angemietet und Turnhallen belegt. Jetzt aber zeichnet sich vor allem seit dem Schließen der Balkan-Route Entspannung ab.
Der Reutlinger Landrat Thomas Reumann warnt aber vor übergroßer Euphorie. Man sei in der Bewertung dieses Umstands zurückhaltend, fahre "auf Sicht" und schaue, "wie sich die politische Großwetterlage" entwickle. Zumal man für 2016 weder vom Innenministerium noch vom Bundesamt für Migration BAMF verlässliche Prognosen bekomme.
In konkreten Zahlen ausgedrückt: Während die monatlichen Zuweisungsquoten auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 zur vorläufigen bis zum Abschluss der Asylverfahren rund 700 Menschen betrugen, sind sie im Februar und März auf 500 gefallen; und das obwohl das Land jetzt seine Erstaufnahmestellen leert. Derzeit bewegen sich die Zahlen rund 100 Neuankömmlinge pro Monat zu. Unwägbar aber bleibt, ob sich die Flüchtenden jenseits der Wege über den Balkan und die Türkei nicht neue Routen suchen.
Groß bleiben die Herausforderungen, jenseits der fallenden Zugänge, auch aus ganz anderer Sicht. Denn jetzt stehe man mehr und mehr vor der Aufgabe, die Menschen, "die jetzt bleiben, zu integrieren", so Reumann. Zumal ein Großteil derer, die jetzt noch da seien und kämen, aus Ländern wie Syrien, Eritrea oder dem Irak stammen und deshal eine große "Bleibewahrscheinlichkeit" auswiesen.
Grade die Städte und Gemeinden im Kreis stünden deshalb vor immer größeren Aufgaben Denn positiv beschiedenen und abgeschlossenen Asylverfahren im Kreis, steigt die Zahl derer an, die diese im Rahmen der Anschlussunterbringung versorgen müssen. Dazu kommt noch alles, was sich unter dem Begriff der Betreuung subsummieren läßt. Die Integration ins Gemeinwesen, Sprachförderung und entsprechende Ausbildungen.
Im Fall des Landkreises und der Stadt Reutlingen, so Reumann, bewähre sich jetzt, dass man "von Anfang an gemeinsam gedacht" habe, da jetzt die zunehmend frei werdenden Kapazitäten des Kreises zur Verfügung gestellt werden könnten.
Das wäre auch durchaus in beiderseitigem Interesse. Denn auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise hat der Landkreis gezwungenermaßen viele Wohnungen und sonstige zur Unterbringung taugliche Objekte zu hohen Preisen angemietet.
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