Theater | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Kampf ums Überleben - Theater Tonne präsentiert "Das Floß der Medusa"

Stand: 02.06.16 12:26 Uhr

Es ist ein Stück, das heute vielleicht aktueller denn je ist: Das Stück "Das Floß der Medusa", das jetzt im Theater Tonne in Reutlingen zu sehen ist. Georg Kaisers Drama aus dem Zweiten Weltkrieg beruht auf einer wahren Begebenheit. Es erzählt die Geschichte von 13 Kindern und Jugendlichen, die auf der Flucht vor dem Krieg Schiffbruch erleiden und um ihr Überleben kämpfen.


Zwölf schiffbrüchige Kinder, allein auf einem Rettungsboot mitten im Ozean. In der Hoffnung auf baldige Hilfe, teilen sie das wenige Proviant untereinander auf. Problematisch wird die Situation laut Dramaturgin Sandra Omlor erst, als die Verunglückten noch ein dreizehntes Kind an Bord entdecken. Es sei eine symbolische Zahl, die wir oft als Unglückszahl kennen, weil beim Abendmahl Jesus vom Dreizehnten verraten wurde. Und in dem Stück gehe es auch darum: Es sei eine Angst davor, wenn man zu dreizehnt zusammen auf einem Schiff das Proviant verzehrt, dass dann der Sturm kommt und man Unglück erleidet.

Um diesem Szenario zu entgehen soll einer der dreizehn auf sein Proviant verzichten. Als sich niemand freiwillig meldet, soll das Los entscheiden. Es sei aber so, dass sich im Vorfeld dieser Auslosung auch eine kleine Liebesgeschichte anbahnt zwischen dem ältesten Jungen und dem ältesten Mädchen, Allan und Ann. Als Allan zufällig bemerkt, dass Ann das Los getroffen hat, wirft er die Lose ins Wasser, damit ihr nichts passiert.

Damit ist das eigentliche Problem aber natürlich nicht gelöst. Einer der dreizehn muss auf sein Essen verzichten und soll von Bord. Die Wahl fällt schließlich auf das jüngste und traumatisierte Kind, das Füchslein – weil es dasjenige ist, das die anderen am wenigsten zum Überleben brauchen. Laut Omlor würden sich die Kinder zu Beginn selbst als Kinder bezeichnen, die niemandem etwas tun, als unschuldige Kinder, die gezwungen sind, in einer Notsituation in Erwachsenenrollen zu schlüpfen und sich so zu verhalten, wie sie denken, dass Erwachsene sich verhalten würden. Das ganze führt dann aber zu etwas ganz Schlimmen: zu einem Mord.

Sandra Omlor sieht darin das Bild einer Gesellschaft, die abgedriftet ist. Überhaupt sei das Stück hoch aktuell und überaus gesellschaftskritisch. Dadurch, dass man sozusagen denjenigen, der überflüssig sei in der Gesellschaft, nicht haben wolle. Und wenn man an Schiffbruch und Flüchtlinge denke, die aus einem Kriegsgebiet irgendwo hin flüchten, dann denke man natürlich an Bootsflüchtlinge und die heutige Flüchtlingskrise. Und deshalb sei für Omlor das Stück auch zeitlos. Es finde für sie nicht im Zweiten Weltkrieg statt, sondern könne eben genausogut heute passieren.

Das Stück ist für Jugendliche ab zwölf Jahren und für Erwachsene geeignet. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.theater-reutlingen.de.

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