Die wohl ältesten Exponate der Region sind rund hundertfünfzig bis zweihundert Millionen Jahre alt und stammen aus dem Jurameer. Da die Schwäbische Alb und ihr Vorland reich an Fossilien sind, finden sich die Versteinerungen aus längst vergangenen Zeiten auch in mehreren Museen. Überregional bekannt ist aber das Werkforum der Firma Holcim in Dotternhausen im Zollernalbkreis. Es zeigt Fossilien aus dem Ölschiefer am Fuße der Alb.
Beim Abbau des Ölschiefer seien immer wieder Fossilien ans Tageslicht gekommen, berichtet der Paläontologe Dr. Manfred Jäger. Bereits seit 1973 hätten Leute vom Zementwerk mehr oder weniger systematisch nach Fossilien in den Brüchen Ausschau gehalten. Im Laufe der Jahre sei eine ganz ansehnliche Sammlung herangewachsen. Immer mehr Leute hätten sich dafür interessiert und gefragt, ob sie die Fossilien mal sehen könnten. So kam der Gedanke, ein eigenes Fossilienmuseum zu errichten.
Die ältesten Kunstwerke der Menschheit, zumindest einige von ihnen, sind in der Abteilung Vor- und Frühgeschichte des Museums der Universität Tübingen auf Schloss Hohentübingen ausgestellt.
Aber die Sammlung ist noch viel umfangreicher. Von der frühgeschichtlichen Archäologie in Baden-Württemberg spannt sich der Bogen bis zu den Griechen, Römern und den Kulturen des Alten Orients.
Die Römerzeit wird vor allem an zwei Orten der Region lebendig. Zum einen im Sumelocenna-Museum in Rottenburg, zum anderen im einzigen Freilichtmuseum der Region Neckar-Alb: im Römischen Freilichtmuseum in Hechingen-Stein. Eine rekonstruierte Portikus-Villa, die es sogar in den neuesten Asterix-Comic geschafft hat, bildet hier das Ausstellungsgebäude. Es steht am Ort einer großen römischen Anlage, deren Verwendungszweck bis heute noch nicht restlos geklärt ist.
Gerd Schollian hatte 1971 für den Ort Stein die Ortschronik geschrieben und im Wald eigentlich mittelalterliche landwirtschaftliche Höfe vermutet. Als er durch den Wald ging hatte er eine Mauer am Wegesrand herausschauen sehen, diese freigelegt, und es kamen Ziegel zum Vorschein, die das Denkmalamt als römisch eingestuft hatte.
Das Mittelalter: Zeit der Klöster, Burgen und stolzen Städte. Wie die Zisterzienser gelebt hatten, davon vermittelt heute noch die Klosteranlage in Bebenhausen einen Eindruck. Urach war unter Graf Eberhard im Barte sogar Landeshauptstadt in Württemberg. Davon kündet heute noch das Residenzschloss Urach, das besichtigt werden kann. Dass heute Stuttgart und nicht Urach Hauptstadt von Baden-Württemberg ist, das liegt vor allem am Münsinger Vertrag. Und wo der geschlossen wurde, befindet sich heute das Stadtmuseum Münsingen. Dort, wo das Museum heute steht, besaßen die Grafen von Württemberg eine Stadtburg. Der dort geschlossene Münsinger Vertrag hob die Teilung des Landes in eine Stuttgarter und einer Uracher Linie wieder auf.
Während Stadtmuseen wie in Reutlingen, Münsingen, Tübingen und Rottenburg das städtische Leben vergangener Jahrhunderte zeigen, beleuchten die zahlreichen Heimatmuseen der Region wie beispielsweise das Museum Im Dorf in Betzingen das karge Leben auf dem Land bis ins neunzehnte Jahrhundert.
Doch dann kam die Industrialisierung – und die veränderte die Region. Am Fuße der Schwäbischen Alb entstanden vor allem Textilfabriken. Daran erinnert das Maschenmuseum in Albstadt. Dass gerade hier so viele Textilfabriken entstanden, liegt an der jahrhundertealten Schafzucht auf der Schwäbischen Alb. "So waren die Menschen gewohnt, einen Nebenjob zu haben", sagte Museumsleiterin Susanne Goebel. "Nämlich das Weben, das Häckeln und das Stricken." Daraus habe sich später der starke Industriezweig der Maschenindustrie entwickelt.
Ende des neunzehnten Jahrhunderts kam dann das Automobil – ihm sind in der Region gleich drei Museen gewidmet: die Oldtimermuseen in Hechingen und Engstingen sowie das Auto- und Spielzeugmuseum Boxenstop in Tübingen. Hier kommen aber vor allem auch Freunde der Modelleisenbahn auf ihre Kosten.
Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurde auch der Film erfunden. Eine der Pionierinnen des Animationsfilms, speziell des Scherenschnittfilms, war Lotte Reiniger. Die gebürtige Charlottenburgerin verbrachte ihren Lebensabend in Dettenhausen. Das Stadtmuseum im ehemaligen Kornhaus in Tübingen widmet ihr eine Dauerausstellung.
Doch dann folgte die düsterste Zeit der Geschichte der Region: Der Nazi-Zeit in Reutlingen widmet sich eine Ausstellung im ehemaligen Luftschutzkeller unter dem Heimatmuseum. Das Jüdische Museum in Buttenhausen berichtet nicht nur vom Völkermord an den Juden in der Nazizeit. Es zeigt auch die Jahrhunderte jüdischer Geschichte in diesem Ort. "Einerseits um Dank zu sagen für diese reiche Geschichte, andererseits aber auch zum Erinnern, zum Mahnen, aber letztendlich auch zum Lernen, vor allem auch um Ressentiments und Vorurteile abzubauen, denn jüdische Geschichte ist heute etwas, das wir nicht mehr erfahren, nicht mehr erleben können, zumindest im ländlichen Raum und deshalb auch vieles mit Fragezeichen versehen ist", sagte Bürgermeister Michael Münzing anlässlich der Eröffnung.
Gegen Ende des Krieges ging den Nazis die Energie aus. In Haigerloch versuchten sie, eine nukleare Kettenreaktion herbeizuführen, um die Kernkraft zur Ernergiegewinnung zu nutzen. Der Testreaktor ist im Atomkellermuseum als Rekonstruktion zu sehen.
Zu einem der bedeutendsten Holzschnitt-Künstler der Nachkriegszeit gehörte HAP Grieshaber. Er wohnte in Eningen und wirkte in Reutlingen. Somit verwundert es nicht, dass das Kunstmuseum Spendhaus in Reutlingen sich vor allem dem modernen Holzschnitt widmet.
Und damit sind wir in der Gegenwart angekommen. Ein ganz besonderes Projekt der Gegenwartskunst befindet sich in Haigerloch: Das Softart-Panoptikum der Tübinger Künstlerin Alraune Siebert. In einem ehemaligen Hotel gestaltet sie mit ihren Stoff-Figuren jedes Jahr eine komplett neue Ausstellung mit skurrilen Szenen. Alle Objekte sind aus Stoff genäht.
"Meine Figuren sind für mich wie ein Schauspielertrupp", sagte Alraune Siebert. "Und die kann ich einsetzen in immer neue Szenerien, was mir Spaß und was den Leuten auch gefällt. Ich wäre höchst gelangweilt, wenn ich nächstes Jahr noch mal alles gleich hätte wie jetzt."
Aber das war es noch lange nicht. Denn es gibt noch Ostereiermuseum, Grammophonmuseum, Musikinstrumentemuseum, Polizeimuseum, Waldmuseum, Naturkundemuseum, Museum für Waagen und Gewichte und vieles mehr. Staat, Kommunen und private Betreiber sorgen für eine große Museumsvielfalt in der Region.
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