Gleichgeschlechtliche Ehe | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Homophobie: Outen im ländlichen Raum nach wie vor schwierig

Stand: 18.05.16 15:01 Uhr

Noch bis 1994 waren homosexuelle Handlungen unter Männern strafbar. Noch heute, im Jahr 2016 wird in mehr als 70 Ländern weltweit Homosexualität rechtlich verfolgt. In zehn Ländern droht homosexuellen Menschen gar die Todesstrafe. Unter anderem darauf will der Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie am 17. Mai aufmerksam machen. Auch in Deutschland sind Homo-, Trans- und Bisexuelle noch von Diskriminierung betroffen - vor allem im ländlichen Raum. Das Netzwerk LSBTTIQ Tübingen & Reutlingen möchte dagegen angehen - mit Aufklärung.


Lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer –  dafür steht die Abkürzung LSBTTIQ. Das dazugehörige Netzwerk will im Raum Tübingen und Reutlingen Menschen unterstützen, die nicht in das traditionelle Schema heterosexueller Mann-Frau-Beziehungen passen. Denn die, so Tobias Bonifert von LSBTTIQ Tübingen & Reutlingen, müssen nach wie vor auch in Deutschland mit Diskrimierung rechnen: "Es gibt zum Beispiel in Deutschland noch immer keine Gleichheit zwischen der Homo-Ehe und der traditionellen bürgerlichen Ehe, und wir wären auch dafür, dass man die Homo-Ehe wieder abschafft und in die bürgerliche Ehe mit aufnimmt, in die Zivilehe", sagte Bonifert. "Gleichzeitig sieht man den Rechtsruck, wenn man an die AfD beispielsweise denkt, die da auch sehr kritisch ist."

 Weltweit gesehen macht vor allem das Erstarken homophober Tendenzen in Russland Sorgen. In der Region sind die Erfahrungen der Homo- und Transsexuellen sehr unterschiedlich.  "Wir können allgemein sagen, dass Tübingen wahrscheinlich sehr tolerant ist, ebenso wie Reutlingen", so Bonifert. Allerdings gäbe es auch da Unterschiede. Es komme darauf an, in welchen Millieus man sich bewege. In religiösen oder konservativen Kreisen gäbe es größere Probleme. "Und wenn wir auf das Land gehen, dann wird es auch schwieriger für Menschen, sich zu outen. Sei es nun Homosexualität oder Transsexualität – es wird schwieriger, je weiter man aufs Land kommt, das stellen wir schon fest. "
 
Das Netzwerk hat die Aufgabe, die verschiedenen Gruppen der homo- und transsexuellen Gemeinschaft in der Region miteinander zu verknüpfen. Bonifert selbst gehört zur Coming-Out-Gruppe. 
"Bei der Coming-Out-Gruppe melden sich vor allem Leute in einer bestimmten Phase des Lebens, wo es drum geht, sich selber zu finden oder zu verstehen, wer man ist und ob man vielleicht schwul ist und in welcher Form man es gerne leben möchte", sagte Bonifert. "Da geht es um ganz klassische Fragen: Wie finde ich einen Partner? Oder: Wie erzähle ich es meinen Eltern? Oder wie gehe ich damit bei Kollegen um? Oder auf der Straße zum Beispiel? "
 
Am 17. Mai 1990 nahm die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von ihrer Liste für psychische Erkrankungen. Transsexualität dagegen ist in dieser Liste immer noch enthalten.

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