Muhterem Aras und Winfried Kretschmann | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart:

Tiefe Dankbarkeit: neue muslimische Landtagspräsidentin Muhterem Aras über ihre Gefühle zu Deutschland

Stand: 15.05.16 17:01 Uhr

Sie ist die Frau, über die im Moment alle reden: Muhterem Aras ist am Mittwoch von den Abgeordneten des baden-württembergischen Landtags in einer historischen Entscheidung zu ihrer Präsidentin gewählt haben. Die türkischsstämmige-Politikerin ist die erste Frau und die erste Muslimin, die in dieses Amt gewählt wurde - und dies auch als bewusst gesetztes Zeichen gegen die jetzt in den Landtag gewählte AfD. Die 1966 in einem anatolischen Ort als Tochter von Analphabeten geborene jetzige Stuttgarterin sieht sich auch selbst als Symbol für Migranten, dass Integration und Erfolge hier gelingen können, wenn man sich entsprechend bemühe.


11 Mai, 12 Uhr 21, im Stuttgarter Landtag: es ist der Augenblick, den Muhterem Aras wenige Tage später als den bewegendsten Moment ihres Lebens bezeichnen wird: Der baden-württembergische Landtag wählt eine eingewanderte Muslimin zur Präsidentin.

In ihrer Dankesrede hebt Aras die Symboträchtigeit dieser Entscheidung hervor. Einen Tag gibt Mukterem Aras auch Einblick in ihre Gefühle in diesem Moment: "Unglaublich glücklich und dankbar" sei sie, jetzt "diese sehr hohe Staatsamt begleiten zu dürfen". Für sie sei Deutschland schon lange ihre Heimat.Die Wahl zur Landtagspräsidentin sei jetzt aber das letzte i-Tüpfelchen: "Ich bin ein Teil dieser Gesellschaft. Sie empfinde dies "wirklich was ganz ganz Besonderes". "Unendlich dankbar" sie, "weil es zeige, "was ich und andere in diesem Land für Chancen haben, Verantwortung zu übernehmen".

Dabei fing für die damals 12jährige, die kein Wort deutsch sprach,als Gastarbeiter-Kind an einem frühen Abend am Stuttgarter Flughafen beim Aussteigen aus dem Flugzeug in der Fremde an. Sie komme "aus sehr einfachen Verhältnissen" und habe zum Beispiel nicht aufhören können zu stauen, "das hier frauen Autos fahren". In den ersten Tagen habe sie zusammen mit ihrem Bruder darüber eine Strichliste gemacht.

Wie aber gelang Aras, was vielen Migranten oder Flüchtlingen nicht oder nur schwer gelingt? Aras verweist auf ihre Eltern, die "extrem offen" gegenüber Deutschland gewesen seien. Und die der Bildung ihrer fünf Kinder "einen extrem hohen Stellenwert beigemessen" hätten. Die Eltern hätten ihre Einkünfte vorwiegend in die Kinder investiert. Vor allem ihre Mutter habe immer wieder darauf verwiesen, dass sie es einmal besser haben sollten und die Kinder dazu gedrängt, alles an Möglichkeiten, Perspektiven und Chancen auszunutzen.Zudem ist Aras aber auch der deutschen Gesellschaft dankbar: so habe sich eine benachbarte Bauernfamilie der Kindern angenommen und nicht nur beim Deutsch lernen geholfen.

Sie habe auch einiges Glück gehabt, wenn sie zurückblicke, so Aras. Aber ihr langer Weg zeige auch , was gelingen könne, "wenn beide Seiten offen sind", dann "kann man sich hocharbeiten und Verantwortung in diesem wunderbaren Land übernehmen."

Aras besuchte das Wirtschaftsgymnasium, studierte BWL in Hohenheim, trat bei den Grünen ein, wurde Steuerbeaterin und Inhaberin einer eigenen Kanzlei. In Ihrer Wahl sieht die Mutter zweier Kinder auch ein symbolisches Zeichen. Dafür, dass "Menschen, die sich hier einbringen und mit den Grundwerten unserer Gesellschaft identifizieren, eine Chance haben".

In diesem Sinne, so Aras, sehe sie sich durch auch selbst als Vorbild für andere, in der neuen Heimat das Ankommen und den Weg nach oben zu schaffen.

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