Pressekonferenz der IHK | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Fachkräftemangel vorbeugen - IHK legt verschiedene Programme auf

Stand: 07.05.16 13:11 Uhr

Wer Karriere machen und gut verdienen will, der sollte studieren oder studiert haben - so hieß es zumindest, doch das war einmal. Mittlerweile seien Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten nach dualer Ausbildung mindestens genauso gut wie nach einem Studium, sagt die IHK Reutlingen. Angesichts des drohenden Facharbeitermangels - vor allem in den Ausbildungsberufen - setzt sich die Kammer dafür ein, dass sich mehr junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden. Dabei sollen auch neue Zielgruppen erschlossen werden wie Studienabbrecher, Flüchtlinge und Menschen mit Behinderungen.


Die Region Neckar-Alb im Jahre 2030: Es fehlen 23.000 Fachkräfte, davon 21.000 mit Berufsausbildung und 2.000 Akademiker. Immer mehr Firmen entschließen sich, ins Ausland abzuwandern, wo Fachkräfte noch zur Verfügung stehen. Die Zukunftsfähigkeit der heimischen Wirtschaft ist gefährdet.

Damit das nicht passiert, hat die IHK Reutlingen einige Programme aufgelegt – beispielsweise das Azubi Speed Dating, das jetzt durch eine Azubi Business Lounge ersetzt werden soll. Das seien laut IHK-Präsident Christian O. Erbe verschiedene Programme der Aus- und Weiterbildung. Speziell im Bildungsbereich setze die IHK sehr stark auf die duale Ausbildung, wo sie mehr Werbung machen und auch neue Gruppen in dieses Ausbildungssystem einbeziehen könne, "damit wir möglichst viele Fachkräfte haben auch in den vor uns liegenden Jahren".

Die größte Konkurrenz der dualen Ausbildung ist das Studium. Immer mehr junge Menschen zieht es an Universitäten und Hochschulen. Die Ansicht „Wer etwas werden will, studiert" sei aber falsch, so die IHK. "Wir haben das mal analysiert und haben festgestellt, dass die absolut ebenbürtig sind, dass wir sogar in manchen Situationen die interessante Tatsache haben, dass Menschen, die aus dem dualen System kommen, sich mit einer höheren Karriere und vom Einkommen her zum Teil besser stellen als Akademiker."

Hier sei auch die Politik gefragt, so IHK-Präsident Christian O. Erbe. Im neu eingeführten Berufsorientierungs-Schulfach sollten duale Ausbildung und Studium als gleichwertig vorgestellt werden. Berufsschulen sollten flächendeckend verfügbar sein. Und auch ausländische Arbeitgeber sollten die deutschen Ausbildungsabschlüsse einordnen können. Die IHK schlage laut Erbe vor, wie es in anderen Ländern schon üblich sei, einen Bachelor-Abschluss und einen Master-Abschluss mit dem Zusatz CCI Chamber of Commerce and Industry einzuführen, damit klar werde, dass dieser Abschluss mit einem Bachelor-Studienabschluss vergleichbar sei.

Doch die IHK will auch neue Zielgruppen ansprechen, beispielsweise Flüchtlinge oder auch Menschen mit Behinderungen. Da müsse man laut Erbe schauen, dass sie diese Gruppen für sich erschließen. Es werde sicherlich nicht so sein, dass diese die große Mehrheit darstellen würdem und sehr viel Potenzial hätten, aber dennoch müsse man das Potenzial, was in diesen neuen Ansprechgruppen liege, heben, um die Arbeitsplätze zu füllen in der Zukunft.

Oberstes Ziel sei aber höchste Qualität in der Ausbildung und in der Prüfung. Deshalb sollen die fünf Ausbildungsberaterinnen und -berater der IHK noch stärker in die Betriebe gehen. So soll jeder Ausbildungsbetrieb mindestens einmal im Jahr besucht werden.

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